Nachdem Gottfried Silbermann 1717 in der Freiberger Jakobikirche sein zweites Freiberg Instrument gebaut hatte, erhielt er 1718 vom Freiberger Rat den Auftrag, eine einmanualige Orgel für die Johanniskirche zu bauen. Als Hospitalkirche befand sich diese etwas abseits des Stadtkernes. Im Juli 1719 wurde die Orgel eingeweiht. Silbermann hatte zusätzlich zum Kontrakt den Trompetenbaß 8´ gebaut, so dass das Instrument nun 14 Register besaß, davon 3 im Pedal. Der Trompetenbaß ist abweichend zu anderen Orgeln in der gleichen Bauart wie der Posaunenbaß, die Metallkehlen sind beledert und der Becher hölzern. 1857 reparierte der Dippoldiswalder Orgelbauer Karl Traugott Stöckel das Instrument, baute eine Pedalkoppel ein und stimmte das Instrument in gleichschwebender Temperatur.
In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts war die Johanniskirche so baufällig geworden, das sie einzustürzen drohte. Auf Vorschlag von Domkantor Arthur Eger wurde die Silbermannorgel durch die Firma Hermann Eule aus Bautzen ausgebaut und auf den nördlichen Lettner im Dom umgesetzt. Die Orgel erfuhr weitere Veränderungen: Durch Umhängen der Traktur und hinzufügen der Töne C und D, verbunden mit neuen Tasten für Cis, wurde sie auf heutige Stimmtonhöhe gebracht. Am 1. Februar 1939 wurde sie im Dom wieder eingeweiht. 1997 erfolgte durch die Firma Jehmlich Orgelbau Dresden eine Teilrestaurierung, die die Stimmtonhöhe und die Temperierung aber beibehielt. Die Johanniskirche überstand die Zeit und ist heute Pfarrkirche der Katholischen Gemeinde Johannes der Täufer in Freiberg.
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In den vergangenen Wochen wurde die kleinere der beiden Silbermannorgeln im Dom St.Marien zu Freiberg (Sachsen) generalüberholt. Unter anderem war das Instrument aus dem Jahr 1719 stark verschmutzt und von einem Schimmelpilz befallen. Mitarbeiter der Dresdner Orgelbaufirma Jehmlich reinigten in mühevoller Kleinarbeit alle Pfeifen, die Windladen sowie alle Holzteile im Inneren des Instrumentes. Auch wurden die wenigen technischen Mängel des wertvollen Instrumentes behoben und die Luftzirkulation verbessert, um erneuten Schimmelbefall vorzubeugen. Zu den Gesamtkosten von 16.000 Euro steuerte die Domgemeinde knapp zwei Drittel bei, den Rest finanzierte die sächsische Landeskirche. Die Domgemeinde dankt dabei besonders den zahlreichen Spendern, die für die Überholung in den vergangenen Monaten über 5.000 Euro stifteten.
Am kommenden Sonntag, den 28. April, wird die Orgel in einem festlichen Gottesdienst um 10 Uhr wieder ihrer Nutzung übergeben. Es erklingt die Vertonung des 150. Psalms „Lobet den Herrn“ aus der Feder des vormaligen Freiberger Domkantors und späteren Leipziger Thomaskantors Johann Friedrich Doles. Es musizieren der Freiberger Domchor, ein Barockorchester sowie Heidi Maria Taubert (Sopran) und Sebastian Knebel (Orgel) unter der Leitung von Karl Hänsel. Die Predigt hält der Freiberger Superintendent Christoph Noth.
Die so genannte Kleine Silbermannorgel wurde von Gottfried Silbermann als sein drittes Freiberger Instrument zwischen 1718 und 1719 für die Johanniskirche gebaut. Sie vereint auf einem Manual und Pedal 14 Register mit 787 klingenden Pfeifen. 1939 wurde sie in den Freiberger Dom umgesetzt, nach dem die Johanniskirche wegen Baufälligkeit einzustürzen drohte. Dort fand sie auf dem Lettner – der Chorraum und Kirchenschiff trennenden Empore – ihren Platz. Schon Anfang des 16. Jahrhunderts stand dort eine Orgel zur Begleitung der Chorknaben. Heute wird sie in Gottesdiensten, Orgelkonzerten und zur Begleitung von Chor- und Instrumentalmusik genutzt und bildet ein kleines, aber gewichtiges Pendant zur Großen Silbermannorgel von 1714 auf der Westempore.