Andacht zum Erntedankfest, 5.Oktober 2025

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Andacht zum Erntedankfest, 5.Oktober 2025

04.10.2025

von Helmut Müller, Prädikant in der Petri-Johannis-Gemeinde Freiberg

Der Bibelspruch zum Erntedankfest steht im Psalm 145,15
“Aller Augen warten auf dich, und du gibt ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.”

Liebe Leser und Leserinnen!

vor zwei Wochen war in unserer Kirchenzeitung DER SONNTAG ein Beitrag mit der Überschrift zu lesen: “Erntedank - ein heiliger Moment”.
Ich erinnere  mich an meine Kindheit auf dem Bauernhof meiner Eltern. Es war schon fast ein heiliger Moment, wenn das letzte Getreide geerntet war, viel Last und Verantwortung für die Existenz der ganzen Familie fiel ab.
Der Höhepunkt für das Erntedankfest  war die Vorbereitung des Gottesdienstes, als besondere Erntegabe wurde ein großes Brot gebacken, mit Kreide schrieb meine Mutter darauf “Nun danket alle Gott”.
Alle Erntehelfer  bekamen als  Dank Kuchenpakete.
Das Erntedankfest war ein Tag des Innehaltens und des Dankes an den Schöpfer der hinter allem steht.
Wir sangen damals aus dem “Evangelischen Kirchengesangbuch”, EKG, Ausgabe 1964. Darin befinden sich die besonderen Teile Lieder “Für eine gesegnete Ernte” und “Bei und nach der Ernte”.
Im Gebetsteil steht “Gebet um den Segen der Felder” und das Dankgebet “Nach der Ernte”.
In unserem Evangelischen Gesangbuch, Ausgabe 1994 sind die Lieder für das Erntedankfest im  Liedteil “Natur und Jahreszeiten” enthalten. Im Gebetsteil habe ich keine Gebete zum Erntedankfest gefunden. Ist uns etwa die Dankbarkeit abhanden gekommen?
Ich denke daran, wie in diesem Jahr nach mehreren Wochen Regen im Juli dann in der zweiten Augustwoche endlich wieder die Sonnentage kamen, und das Getreide geerntet werden konnte. Denn trotz moderner Erntetechnik, bei regennassem Getreide kann kein Mähdrusch erfolgen. Da wurde auch für Sonnentage gebetet.
 Wie die Feldfrüchte vom Wetter abhängig sind, bedarf ein gelingendes Leben der Zuwendung Gottes. Entscheidende Dinge im Leben beruhen auf Voraussetzungen, die der Mensch aus sich selbst heraus nicht herstellen kann, er muss sie sich schenken lassen.
So können wir nun in diesem Jahr wieder dankbar für die überreichen Ernteerträge bei den Feldfrüchten und in den Obst- und Gemüsegärten sein.
Deshalb wollen wir vom Psalm 145 mit der Überschrift “Gottes ewige Güte” den Vers 16 unbedingt mit beten:
“Du tust deine Hand auf und sättigest alles, was lebt, nach deinem Wohlgefallen”.
Aus der Hand Gottes strömt Wohlgefallen, für uns ein etwas altmodisches Wort.
Man könnte auch sagen, die Fülle an Lebensenergie, an Nahrung für Leib und Seele.
Die Wohltaten Gottes, das ist die Speise, die satt macht: unverdiente Gnade, unverhofftes Glück, ersehnte Freundlichkeit, Zuversicht und Hoffnung.
Wir finden hier die Erwartung, dass alle satt werden.
Aber wie ist das mit den Millionen Menschen, die hungern?
Ich denke, dass alle Menschen satt werden, wäre möglich. Gott hat uns seine Welt überreich anvertraut. Aber Kriege, ungerechte Wirtschaftsstrukturen, mangelnde Bildung  lassen  den Hunger wachsen. Gleichzeitig müssen wir alles tun,  dass auch unsere Kinder und Kindeskinder zusammen mit allen Geschöpfen unsere Erde weiter gut bewohnen können.
Das besondere Erntedanklied ist für unsere Familie:
“Wir pflügen, und wir streuen den Samen auf  das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand...” Der Kehrvers des Liedes ist unser beliebtestes Tischgebet:
“Alle gute Gabe  kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, drum dank ihm dankt und hofft auf ihn!”
Das wünsche ich uns allen, das wir aus unserem Dank für Essen und Trinken, für alle Güter des Lebens unsere Bereitschaft zeigen, sich um das Brot für die Welt zu kümmern und mit denen zu teilen, die weniger haben.
Amen.

Gebet

Gütiger Gott, wir danken dir für unser tägliches Brot und alles, was du hast gelingen lassen. Gib uns Einsicht und Klugheit, mit deinen Gaben so umzugehen, dass sich viele daran freuen und dich ehren. Gieß deinen Segen aus über die ganze Welt, dass alle Menschen in den Früchten der Erde deine Güte erfahren. Amen

Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen.

Segen

Der Herr segne und behüte euch, damit euer Tun und Lassen von Gottes Geist begleitet werde!
Der Herr lasse sein Angesicht über euch leuchten und sei euch gnädig, damit ihr aus Gottes Geist Einsicht und Aussicht gewinnt!
Der Herr erhebe sein Angesicht auf euch, damit eure Liebe von Gottes Geist geprägt sei!
Der Herr gebe euch seinen Frieden, damit ihr wie behütete getrost euren Weg gehen könnt.
So segne und begleite euch der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.

Herzlich grüßt Sie
Helmut Müller
Prädikant in der Petri-Johannis-Gemeinde Freiberg

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