Andacht zum 7. Sonntag nach Trinitatis, 3. August 2025

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Andacht zum 7. Sonntag nach Trinitatis, 3. August 2025

02.08.2025

von Anette Bärisch (Leiterin Haus der Stille Grumbach)

Liebe Leser und Leserinnen!

Kennen Sie das Gefühl, dass man gar nicht so gern von einer Reise zurückkehren möchte? Man möchte hier nochmal anhalten und da nochmal schauen. Wer Skandinavien liebt, wird das bestimmt gut verstehen. So blieben wir auf dem Weg zur Fähre an einem schönen Ort in Südschweden stehen. Wir entdeckten ein wunderschönes Schloss, das früher ein Kloster war. Die Gebäude sind aus Bachsteinen gebaut und haben ein kleines Türmchen, das an eine Kirche erinnert. Man kann auch noch den Kreuzgang und Stall und Scheunen erkennen. Draußen lockt ein wunderschön gepflegter Kräutergarten. Ich ging durch die Beete, alles blüht und duftet. Schmetterlinge und Insekten fliegen um die bunten Blüten. Es gibt viele Heilpflanzen wie Johanniskraut, Mohn, Wermut, Melisse und Majoran. Der Sonnenhut hat große lilafarbenen Blüten. Alle Pflanzen sind beschriftet, oft auch in ihrer Heilkraft beschrieben. Ein Schild sagt, dass eine Pflanze „Herzstiller, Schmerzstiller“ ist. Sie hilft anscheinend bei Herzproblemen und auch bei seelischen Beschwerden. Es tut gut, durch diesen Garten zu gehen. Im zugehörigen Park gibt es weitere Bäume. Sie spenden Schatten mit ihren riesigen Baumkronen. Es war ein Ort der Entspannung und Wohltat. Leider ist das Ganze inzwischen ein Hotel. Die Kapelle der Ordensmänner wird nicht mehr als Kirche genutzt.

Als ich schon fast das Gelände verlassen hatte, fand ich eine Tafel an der Mauer. Sie erzählte die Geschichte des Klosters. Es wurde im 13. Jahrhundert von Mönchen gegründet und existierte bis zur Reformation. Die Mönche lebten von dem, was sie in den Seen fangen konnten. Sie waren bekannt für ihre Zucht von Weinbergschnecken. Sie halfen den Menschen in der Umgebung mit ihrem Wissen über Heilkräuter.

Heute geht ein Pilgerweg am Schloss und dem schönen Garten vorbei. An dieser Stelle werden die Pilgernden daran erinnert, wie die Mönche hier lebten. Gleichzeitig wird sie angeregt, über das eigene Leben nachzudenken. Hier sind einige Fragen, die man sich stellen kann:

- Habe ich auch einen (inneren) Garten und Reichtum, um Schmerzen zu lindern?

- Kann ich beitragen zu mehr Wohlergehen der Menschen, die ich treffe?

- Kann ich auch eine heilsame Kraft für andere sein?

Diese Fragen haben mich sehr berührt. Ich stand da an einem schwülwarmen Sommertag auf einem Parkplatz vor einem südschwedischen Schlossgelände im Nirgendwo und wurde mit grundsätzlichen Fragen des Lebens konfrontiert. Wie bin ich für andere da? Haben meine Begegnungen eine positive Wirkung auf andere? Das fand ich schon sehr herausfordernd.

An diesem Augustsonntag wird in den Kirchen über einen Text aus dem Johannesevangelium gepredigt. Es geht um das, was wirklich nährt. Jesus spricht vom Brot des Lebens. In dem Gespräch mit seinen Jüngerinnen und Jüngern fällt auch die Frage: „Was sollen wir tun? Was sollen wir tun, dass wir Gottes Werke wirken?“

Ich lade Sie ein, einmal mitten im Sommer diese „Pilgerfragen“ aus Schweden zu hören. Es gibt so viel Schmerz, Leid, Hass und Grausamkeit in der Welt. Habe ich etwas Gutes in meinem LebensRucksack? Kann ich beitragen zu mehr Freundlichkeit, für etwas mehr Zufriedenheit, für etwas mehr Glück? Womit kann ich andere erfreuen? Dabei spielt es keine Rolle, ob ich alt bin oder jung, leistungsfähig oder gebrechlich.

An diesem Wochenende werden wieder Menschen im Haus der Stille zu Gast sein. Wir werden gemeinsam schweigen und beten und nach unserem Sein in der Welt fragen. Vielleicht haben Sie auch Lust und ein paar stille Minuten. Sie können in Ihren inneren Garten zu gehen. Sie können fragen: Womit kann ich Gutes wirken? Im Fragen und Beten sind wir verbunden.

Vielleicht gibt es so eine „Schmerzstiller“- Pflanze für Sie. Vielleicht ist aber gerade alles vertrocknet und abgeblüht. Vielleicht ist mehr Niedergeschlagenheit als Kraft. Sie dürfen darauf vertrauen: Letztlich ist da noch immer der Eine, der einlädt und uns empfängt und spricht: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten. (Johannes 6,35)

Gebet
Gott, dieser Tag und alles,
was er bringen mag
sei mir aus deiner Hand gegeben:
Du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Du bist der Weg: Ich will ihn gehen.
Du bist die Wahrheit: ich will sie sehen.
Du bist das Leben: Mag mich umwehen
Leid und Kühle.
Glück und Glut,
alles ist gut,
so wie es kommt.
Gib, dass es frommt!
In deinem Namen
beginne ich. Amen.
(Hubert Halbfas)

Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.

Segen
Gott behüte dich, wenn du kommst und wenn du gehst. Vor allem, was böse ist bewahre er dich.
Deinen Verstand und deine Sinne lasse er dir. Gott segne deine Zeit. Amen

Anette Bärisch
Leiterin Haus der Stille Grumbach

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