25.10.2025
von Sabine Fischer, Gemeindepädagogin und Kantorin im Kirchspiel Osterzgebirge
Liebe Leser und Leserinnen!
Es sind unruhige und unsichere Zeiten!
Die Mächtigen des Staates sind hin- und hergerissen. Mit wem lohnt die Zusammenarbeit? Wer ist der stärkste, aussichtsreichste Partner?
Nehmt diesen, das passt! Der hat die größte Armee. Das ist der beste Partner.
Oder sollen wir uns doch lieber der anderen Großmacht anschließen? Das passt, die haben die besten Verbindungen in der Welt, wenn wir mit diesem Staat verhandeln, springt sogar für uns noch etwas heraus.
So geschehen ca. 600 vor Christus. (!) Flasche Propheten/Berater gab es damals und gibt es heute, die den Mächtigen und dem Volk nach dem Munde reden, Frieden versprechen...
Damals wurde Jeremia von Gott zum Propheten bestellt. Er hatte keine angenehme Aufgabe und keine guten Nachrichten. Er warnt vor dem Bund mit irgendeiner Großmacht, legt sich mit den falschen Propheten an und muss Gottes Strafe ankündigen.
Die Strafe dafür, dass sich König und Volk lieber auf die sog. Heilspropheten verlassen als auf Gott.
Wer hört schon gern, dass er etwas ganz falsch macht! Niemand hört auf Jeremia.
Bald steht Jeremia allein da, erntet Spott und Hähme: Wo ist denn nun des Herren Wort! Soll es doch kommen! Und es kam! Die völlige Zerstörung des Landes und des Heiligtums in Jerusalem...
Schauen wir auf das Heute. Es sind unruhige, unsichere Zeiten. Angst wird geschürt. Menschen müssen Erlebnisse ertragen, die unerträglich sind. Das Leben ist nicht frei von Leid. So viele Fragen treiben uns um und wir finden keine klare Antwort. Die Seele findet keine Ruhe, Traurigkeit erfüllt uns. Vom Glauben kommen wir zum Zweifel: wie passt denn das mit dem Bild vom liebenden, barmherzigen Gott zusammen? Was nützt mir denn der Glauben?
In der Kirche Reinhardtsgrimma gibt es quasi hinter dem Altar ein Buntglasfenster von 1904.
Gestiftet wurde es von einer Witwe, deren Tochter frühzeitig verstorben ist.
So viel Leid! Erst den Mann und dann das Kind begraben. Ich mag es mir gar nicht vorstellen!
Wie gehen wir heute mit Schicksalsschlägen um? Es scheint oft so, als wäre es das Einfachste, aus der Kirche auszutreten. Wenn Gott so ist, will ich nichts mit ihm zu tun haben.
Zurück zu Jeremia. Jeremia wendet sich an Gott, denn von Menschen hat er keine Hilfe zu erwarten. Er wählt sich Gott als Gegenüber, trotz allem, und spricht so: “Heile du mich, Herr, so werde ich heil. Hilf Du mir, dann ist mir geholfen!” Jer. 17, 14 Jeremia lässt Gott nicht aus der Verantwortung.
Er vertraut darauf, dass Gottes Wort wahr ist und Gott sein Wort hält.
Heil und Hilfe sind das Thema von Gottes Gegenwart. Glauben an Gott mit der Hoffnung darauf, geheilt und gerettet zu werden, treibt Menschen an, gibt Halt und neuen Mut.
Bald singen wir wieder: “...der Heil und Leben mit sich bringt, derhalben jauchzt, mit Freuden singt: Gelobet sei mein Gott...” In dem Namen Jesus steckt das hebräische Wort für Heil. Im Wort für Hilfe steckt Helfer, Retter, gesund machen. Jesus ist die Brücke zwischen der Hoffnung Jeremias und unserer Hoffnung. Jeremia ruft das Volk Gottes zur damaligen Zeit zur Hinwendung, zur Umkehr zum allmächtigen Gott auf.
Und auch wir heute brauchen die Umkehr zu Gott. Unser Land braucht es, dass wir zu IHM rufen, um Vergebung bitten und so wie Jeremia voll Zuversicht beten: “Heile du mich, Herr, so werde ich heil. Hilf du mir, so ist mir geholfen.” Unser Land braucht es, dass wir deutlich sagen, bei wem es wirklich Heil und Hilfe gibt! Bitten wir Gott um Weisheit, seinen Geist und die nötige Kraft, Rufer in der Wüste zu sein. Bringen wir alles Unerträgliche, alle Zweifel und Unsicherheit, alles Leid und Aussichtslose zu Gott, dem Allmächtigen, zu Jesus, unserer Zuversicht!
Amen.
Gebet (mit Strophen des Liedes: Auf meinen lieben Gott, EG 345)
Auf meinen lieben Gott trau ich in Angst und Not;
der kann mich allzeit retten aus Trübsal, Angst und Nöten,
mein Unglück kann er wenden, steht all’s in seinen Händen.
Ob mich mein Sünd anficht, will ich verzagen nicht;
Auf Christus will ich bauen und ihm allein vertrauen,
ihm tu ich mich ergeben im Tod und auch im Leben.
O mein Herr Jesu Christ, der du geduldig bist für mich am Kreuz gestorben:
hast mir das Heil erworben,
auch uns allen zugleiche das ewig Himmelreiche.
Amen zu aller Stund sprech ich aus Herzensgrund;
du wollest selbst uns leiten, Herr Christ, zu allen Zeiten,
auf dass wir deinen Namen ewiglich preisen. Amen
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.
Bitte um Segen (Wolfgang Dietrich)
In Zeiten des Argwohns:
Segne uns
mit Vertrauen.
In Zeiten der Verzagtheit
Segne uns
mit Mut.
In Zeiten des Irrwahns:
Segne uns
mit Vernunft.
In Zeiten der Hektik:
Segne uns
mit Gelassenheit.
Und segne uns
mit der Gewissheit
selbst in Zeiten des Fluchs
dennoch
gesegnet zu sein.
Amen.
Herzlich grüßt Sie
Sabine Fischer, Gemeindepädagogin und Kantorin im Kirchspiel Osterzgebirge
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