Andacht zum 17. Sonntag nach Trinitatis, 12. Oktober 2025

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Andacht zum 17. Sonntag nach Trinitatis, 12. Oktober 2025

11.10.2025

zu Josua 2,1-21; von Hartwig Schult

Rahab sagt zu den Kundschaftern:Ich weiß, dass der HERR euch das Land gegeben hat; denn ein Schrecken vor euch ist über uns gefallen, und alle Bewohner des Landes sind vor euch feige geworden. Denn wir haben gehört, wie der HERR das Wasser im Schilfmeer ausgetrocknet hat vor euch her, als ihr aus Ägypten zogt…“ (Verse 9 und 10)

Liebe Leser und Leserinnen!

„Das hat sich mittlerweile herumgesprochen, daher weiß ich das (auch).“ So sagen wir gelegentlich. Rahab (Rahab: rāḥāḇ – eine mögl. Übers. des Namens: offen (sein), weit (sein), Raum schaffen = „die Offene“) war eine Frau, die um 1230 v. Chr. in Jéricho lebte. Jéricho liegt heute im Westjordanland und wird von der Palästinensischen Autonomiebehörde regiert. Rahab war Nichtjüdin. Sie und ihre Landsleute kannten die Nachricht, dass 40 Jahre zuvor Gott seinem Volk einen Weg mitten durch das Schilfmeer bahnte. Diese Nachricht hätte heute bestimmt einen Platz in den Hauptnachrichten bekommen. Damals geschah die Übermittlung von Nachrichten noch mündlich. Rahab hatte noch kein Smartphone. Die neueste Nachricht war, dass Gott seinem Volk das Land Kanaan versprochen hat. Sie sollen dort leben und eine Heimat finden. Das hat sich herumgesprochen. Das hat die Menschen in Kanaan und in Jéricho in helle Aufregung versetzt.

Von Rahab lerne ich: Rahab bleibt besonnen, obwohl alles um sie herum in heller Aufregung ist. Sie zieht aus dem, was sich herumgesprochen hat, eine andere Schlussfolgerung wie die Mehrheit um sie herum. Ist es nicht besser, sich immer der Mehrheit anzuschließen? Nicht immer! Auch eine Mehrheit kann sich irren. Durch unseren Glauben an Gott bekommen wir die Gewissheit, dass wir auf dem richtigen Weg sind, auch wenn eine Mehrheit das anders sieht.

Rahab weiß, dass Gott seinem Volk dieses Land, wo sie wohnt, verheißen hat. Glauben heißt nicht nur, etwas für möglich zu halten. Glauben heißt auch „wissen.“ Vielleicht hat Gott es ihr selbst gesagt oder durch die beiden Kundschafter sagen lassen. Jedenfalls war sie offen für diese Nachricht. Das sagt schon ihr Name, wenn man ihn übersetzt. Gott spricht auch Nichtchristen an, damit durch sie sein Vorhaben weitergeht. Rahab beherbergt und versteckt die Kundschafter. Die kommen unversehrt zu Josua, dem Anführer des Volkes Gottes, zurück. Aus den Informationen der Kundschafter weiß Josua: Gott hat alles vorbereitet. Wir können mit der Einnahme des Landes beginnen. Wir müssen da, wo wir jetzt sind, nicht länger stehenbleiben. Es kann weitergehen.

Rahab ringt den Kundschaftern ein Versprechen ab, dass ihre Familie verschont bleibt. Die Kundschafter fliehen mithilfe eines roten Seiles aus dem Fenster der Wohnung Rahab´s über die Stadtmauer. Das rote Seil ist auch das Erkennungszeichen bei der Einnahme des Landes. Rahab und ihre Familie werden darum an einen sicheren Ort gebracht und damit verschont. Das Seil, durch das sich die Kundschafter retten konnten, wird auch für Rahab und ihre Familie das Symbol für ihre Rettung. An zwei Stellen wird für das Wort „Seil“ das hebräische Wort tiqwāh gebraucht. Man kann es mit „Schnur“ übersetzen; aber auch mit „Erwartung“ und „Hoffnung.“ Es drückt eine positive Erwartung auf etwas zukünftiges aus. Übrigens, die israelische Nationalhymne heißt „haTikwah“ – die Hoffnung.

Rahab war eine mutige und entschlossene Frau. Sie traf Entscheidungen, die mitentscheidend waren

für den Fortgang der Geschichte Gottes mit seinem Volk. Sie hat später geheiratet. Durch die Geburt eines Sohnes wurde sie die Ururgroßmutter von König David. Damit taucht sie auch im Stammbaum von Jesus auf. Jesus sagt im zweiten Teil der Bibel / im Neuen Testament auch zu uns, dass jeder, der den Willen Gottes tut, zu seiner Familie gehört.

Wir haben als Kinder in der Christenlehre eine Kinderbibel geschenkt bekommen. Sie heißt: „Das Wort läuft.“ Lassen Sie uns etwas dazu beitragen, dass das Wort auch heute weiterläuft und bei vielen zum Ziel kommen kann und gewinnt. Wir sprechen bei der Bibel auch von der „Guten Nachricht.“ Diese Nachricht ist kein Geheimwissen. Sie darf sich herumsprechen, damit Menschen Bescheid wissen. Wir dürfen sie weitersagen, damit die Menschen wissen, worum es geht und wohin es geht.
Amen.

Gebet

Lieber Gott,
gute Nachrichten soll man weitersagen;
die Nachrichten von dir gehören allemal dazu.
Schenke es uns, dass wir sie hören und wahrnehmen.
Gib, dass wir durch sie Entdeckungen und Erfahrungen machen, die unser Leben bereichern.
Danke, dass sie uns auch bei wichtigen Entscheidungen helfen,
uns entscheidungswillig und entscheidungsfähig machen.
Danke, dass wir durch Worte von dir, etwas von dir erfahren.
Danke, dass du durch Worte von dir die Verbindung zu uns aufrechterhältst.
„Dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege.“ 

Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.

Segen

Der Erzvater des Volkes Israel „Jakob“ segnet seine Söhne.
Zu seinem Sohn Josef sagt er u.a. (Losungswort vom 4. September 2025 – 1Mo 49,25):
„Von Gott werde dir geholfen
und von dem Allmächtigen seist du gesegnet mit Segen oben vom Himmel herab!“
Amen.

Herzlich grüßt Sie
Hartwig Schult

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