Andacht zum 1. Advent, 30. November 2025

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Andacht zum 1. Advent, 30. November 2025

29.11.2025

von Prädikantin Katrin Hutzschenreuter

Liebe Leserinnen und liebe Leser!

Heute beginnt das neue Kirchenjahr. Die Kinder werden mit jedem Tag aufgeregter, das Aufstehen morgens fällt leichter, denn es wartet ja ein neues Türchen am Adventskalender darauf, geöffnet zu werden. Ich liebe Adventskalender, jedes Jahr verschenke ich welche. Manchmal ganz altmodische, wo es Bilder hinter den Türchen gibt. Oder für die Patenkinder, da gibt es kleine Päckchen mit kleinen Sachen oder auch Süßigkeiten. Bunt und geheimnisvoll warten sie darauf, geöffnet zu werden.

Es öffnen sich Türen in der Adventszeit.

Mit der Ungeduld der Kinder beginnt die Adventszeit. Sie lehrt uns das Warten. Eine Zeit der Geheimnisse und Überraschungen.

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit. Das ist das erste Lied im evangelischen Gesangbuch. Es ist der Türöffner für den Advent. Dieses Lied besingt eine Sehnsucht im Advent. Es möge sich etwas öffnen. Unsere Herzen. Unsere Seelen. Unsere Häuser.

Türen, die bisher verschlossen waren, öffnen sich und geben den Blick frei auf etwas Wunderschönes, auf Heil und Leben – mitten im Unheil dieser Welt. Türen öffnen sich. Manche tun das ganz von allein. Bei anderen muss ich kräftig und beherzt die Klinke herunterdrücken und mich vielleicht sogar etwas dagegenstemmen, damit sie sich öffnet.

Der König, dem hier Tür und Tor geöffnet wird, ist ein Anti – König, der mit den Herrschern dieser Welt wenig gemeinsam hat. Er will, dass die Menschen die Hilfe erfahren, die sie brauchen.

Normalerweise reiten Könige auf edlen Pferden oder fahren in prächtigen Kutschen. Der König, der hier besungen wird, braucht dies alles nicht. Er wird in einem Stall zur Welt kommen und später einen Esel als Reittier benutzen.

Es ist das Bild von einem König, der ein Gott für die Menschen ist. Gerecht, sanftmütig und gütig. Seine Krone und sein Zepter stehen im Dienst der Menschen. Sie haben nichts Bedrohliches an sich. Diesem Gott soll die Tür weit geöffnet werden. Gott will ohne uns nicht Gott sein.

Wie geht das, die Türe hoch und die Tore weit zu machen?

Es geht um unsere Herzen. Wenn wir die öffnen, dann kann dieser einfache König einiges ändern, kann es heil und gut machen. Mich bewegt das Bild, dass Jesus bei mir einziehen will, dass meine eigenen Tore hoch und meine Türen weit werden sollen. Hier hat der Advent seine Wurzel. Advent, das heißt Ankunft. Jesus will bei mir ankommen. Es ist die Zeit der Vorbereitung auf diese Ankunft.

Ich selber soll ein Tempel sein. Der Liederdichter fordert uns auf, dieses innere Haus zu schmücken. Vielleicht klingt es etwas verkitscht oder altertümlich, wenn von den Zweiglein der Gottseligkeit“ die Rede ist. Mich erinnert das ein wenig an die Kunst des Pfropfens. Ein Zweig auf einen anderen Baum gesteckt und verbindet sich mit ihm. Sich an Gott binden, sich einwurzeln bei Gott – das ist das Geheimnis.

Wenn man Tür und Tor öffnet, dann ist das eine Entscheidung. Advent bedeutet: Die Welt kann sich verändern. In die Seelen der Menschen kann Frieden einziehen.

Die Welt muss nicht bleiben wie sie ist. Gott will durch seinen Sohn, der einer von uns wurde, Menschen ändern und zueinander bringen.

Jesus ist der König, der alle Erwartungen auf den Kopf stellt. Er verzichtet auf allen Reichtum und alle weltliche Macht. Er hat von Anfang an den Frieden in seinen Worten und Taten gelebt. Die Macht, die den König der Ehre auszeichnet, erweist sich in seiner Sanftmut. Sie erweist sich aber auch in seiner Bereitschaft, alles für uns zu geben

Heute ist der erste Advent. Ich wünsche mir, dass Gott bei uns Türen öffnet, die wir gerade selbst nicht aufschließen können. Wo Türen sich öffnen, weichen Ängste. Es erschließen sich neue Räume und Perspektiven. Lösungen werden greifbar.

Türen ermöglichen Zugänge. Jesus sagt von sich: Ich bin die Tür. Wer durch diese Tür geht, ist willkommen. Wer durch diese Tür geht, wird erwartet. Wer durch diese Tür geht, wird mit offenen Armen empfangen.

Es ist die Tür zum Leben.

Gebet

Gott, lass mich die Ruhe finden, die ich brauche, um dir zu begegnen, um nicht vergeblich auf dich zu warten. Schenke mir das Vertrauen, dass du wirklich kommst. Zu mir. 

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen. 

Es segne und es behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott – der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen. 

Herzliche Grüße
Katrin Hutzschenreuter

 

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