Andacht zu Mariä Lichtmess, 2. Februar 2025

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Andacht zu Mariä Lichtmess, 2. Februar 2025

01.02.2025

von Prädikantin Katrin Hutzschenreuter

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

heute vor 40 Tagen war Weihnachten. Die meisten haben den Weihnachtsschmuck längst wieder weggepackt und sicher auf dem Dachboden verstaut. In manchen Fenstern, Torbögen und Kirchen leuchten allerdings immer noch die Sterne – heute zum letzten Mal. Was hat das für eine Bewandtnis?

Heute ist ein kirchlicher Feiertag, der unterschiedliche Namen trägt. Maria Lichtmess oder auch Darstellung des Herrn. Heute endet die Weihnachtszeit. Lassen Sie uns genauer auf diesen Tag schauen.

Einige Wetterregeln haben mit diesem Tag zu tun. So heißt es beispielsweise „Lichtmess im Klee, Ostern im Schnee“ oder : ist`s zu Lichtmess hell und rein, wird’s ein langer Winter sein“.

Zu Lichtmess kann man deutlich erkennen, dass die Tage wieder länger werden. Auch dafür gibt es bäuerliche Regeln. „Weihnachten um ein Mückenschritt, Silvester um ein Hahnentritt, Dreikönig um ein Hirschensprung und Lichtmess um ein ganze Stund.“

In der Arbeitswelt vergangener Zeiten hatte dieser Tag einen hohen Stellenwert. Wenn ein Knecht früher von seinem Herrn den Satz hörte - „Heut`ist Lichtmess“ - dann wusste er, das dies die fristlose Kündigung bedeutete. Wurde ihm aber vom Bauern eine Kerze überreicht, verlängerte sich sein Vertrag um ein Jahr. Dieser Tag war der Beginn des ländlichen Arbeitsjahres. Dienstboten konnten ihre Stelle wechseln und Bauern ihren Zins bezahlen. Dienstangestellte erhielten ihren Jahreslohn. Bis zum 5.Februar hatten sie dann frei – oft der einzige gesicherte Urlaub im ganzen Jahr.

In den katholischen Kirchen werden heute die Kerzen gesegnet, die im Lauf des Jahres gebraucht werden.

Aber was heißt nun „Darstellung des Herrn“?

Maria braucht Zeit, um die Geburt zu verkraften. Aber nun sind 40 Tage vergangen. Es ist die Zeit gekommen, in den Tempel zu gehen. Maria macht sich mit Josef und Jesus auf den Weg nach Jerusalem. Sie folgt einem Gebot, das sich in den Heiligen Schriften der Juden findet. Danach soll eine junge Mutter 40 Tage nach der Geburt ihres Sohnes im Jerusalemer Tempel ein Opfer bringen – zwei Tauben. Maria tut dies und erledigt die ihr aufgetragene Pflicht. Im Tempel kommt es zu Begegnungen. Da ist zum einen Simeon, ein alter Mann.

Er hat gehört, dass er nicht sterben wird, bevor er nicht den Trost Israels gesehen hat. Darauf wartet er. Er erkennt in dem Säugling, den Maria in ihren Armen hält, den Messias, den Retter der Welt. Er spricht ein Gebet über Maria und das Kind. Dann tritt sein weibliches Gegenüber hervor. Hanna, eine alte Frau, die in jungen Jahren verheiratet war und nach sieben Jahren verwitwete. Sie heiratete nicht wieder, sondern blieb im Tempel. Nun kam ihre Stunde. Leider überliefert Lukas ihre Worte nicht, aber er schreibt: „Sie trat zu der Stunde herzu, lobte Gott und sprach über ihn mit allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.“ Jedes Kind, das die Welt erblickt, ist der beste Grund, Gott zu loben. Die „Darstellung“ im Tempel dient im Kern diesem Zweck. Hanna aber hat einen besonderen Blick für genau dieses Kind, Jesus. Deshalb macht sie das Haus Gottes zu einem Haus des Gespräches über Gott und die Welt – und über dieses Kind, diesen Jesus. So ist Maria Lichtmess für mich auch eine Brücke zwischen den Generationen. Hier treffen drei aufeinander – Hanna und Simeon, Maria und Josef und Jesus.

Alte Menschen zeichnet eine große Lebenserfahrung aus. Dazu gehört auch, dass nicht alle Wünsche, alle Hoffnungen, die sie in ihr Leben gesetzt haben, erfüllt worden sind. So geht es den beiden Alten in der biblischen Geschichte auch. Man kann aber auch erleben, dass ältere Menschen gerade in der Begegnung mit Kindern, etwa ihren Enkeln, neue Hoffnung und neues Lebensglück für sich entdecken. Ihr Leben wird mit einem Mal heller, es erscheint in einem neuen Licht, in einem neuen Glanz.

Die Nacht dieser Welt wird von einem neuen Licht erhellt. Auch das sehen die beiden Alten, als sie Jesus mit seinen Eltern im Tempel erblicken. Die Hoffnung ihres Lebens hat sich erfüllt. Sie können sich dankbar auf die letzte Etappe ihres Lebens machen. Ihr Leben und die Welt um sie leuchtet in einem neuen Licht.

Der biblische Hintergrund dieses Festes ist also vielschichtig. Zum einen berührt es die alttestamentliche Vorschrift, Gott nach der Geburt eines Kindes ein Opfer zu bringen. Das Erstgeborene galt als Eigentum Gottes, das durch ein Opfer ausgelöst wurde. Genau das tun Maria und Josef. Sie präsentieren ihren Jesus Gott, sie brachten ihn dar. Daher stammt die Bezeichnung „Darstellung des Herrn“.        

Erst in den letzten Jahren hat Lichtmess auch einen Platz im evangelischen Kirchenjahr gefunden Mit Christus ist das Licht in die Welt gekommen. Daran erinnert dieser Tag in einer immer heller werdenden dunklen Jahreszeit.

Lichtmess. Ein uralter Termin im Jahreskreis. Heute kann etwas Neues beginnen. Ein letzter Epiphaniastag. Heute wird der Schnitt vollzogen, die Trennung vom alten Jahr, in dem der Advents- und Weihnachtsfestkreis begonnen hatten. Heute ist das Tageslicht gegenüber dem kürzesten Tag zur Wintersonnenwende eine Stunde länger zu sehen. Und wir stehen dem Göttlichen gegenüber, das uns anstrahlt und das helle Gesicht Jesu trägt.

Ich wünsche Ihnen, dass das Licht, das von der Heiligen Nacht ausgeht, auch Ihr Leben erhellt – nicht nur zur Weihnachtszeit.
Amen.

Lasst uns beten:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen

Herzliche Grüße
Katrin Hutzschenreuter, Prädikantin

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