Leitbild

Zugänge eröffnen - auf andere zugehen

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1. Präambel des Leitbildes

„Weise mir, Herr, Deinen Weg, dass ich wandele in Deiner Wahrheit“ (Psalm 86,11).

Unterwegs auf diesem Weg hat sich die Ev.-Luth. Domgemeinde Freiberg dieses
Leitbild gegeben:

Die Ev.-Luth. Domgemeinde Freiberg versteht sich als Gemeinde Jesu Christi am
und im Dom St. Marien zu Freiberg. Sie stellt sich den mit diesem Gotteshaus verbundenen Vorgaben und nutzt die Chancen dieses großartigen Kirchengebäudes, dem Auftrag ihres Herrn gerecht zu werden, Menschen einen Zugang zum christlichen Glauben zu eröffnen.

Vom Freiberger Dom ging 1537 die lutherische Reformation im heutigen Sachsen
aus. Das prägt bleibend die Theologie der Domgemeinde, ihre Frömmigkeit, ihr gemeindliches und insbesondere gottesdienstliches Leben sowie ihre Zugewandtheit zur Welt.

Der Dom St. Marien beherbergt neben zwei Silbermann-Orgeln wertvolle Kunstschätze und ist gemeinsam mit Annenkapelle und Kreuzgang ein kulturhistorisches Ensemble von internationalem Rang. Die Domgemeinde stellt sich der Aufgabe, die Gebäude und die zugehörigen – insbesondere auch musikalischen – Traditionen zu pflegen. Traditionspflege ist dabei kein Selbstzweck, sondern will Menschen Zugänge zu den geistlichen Inhalten eröffnen.

Der Dom St. Marien ist neben Gemeindekirche und Konzertkirche auch eine von vielen Touristen besuchte Attraktion Freibergs. Die Domgemeinde sieht, dass der Dom nicht ihr allein gehört. Sie öffnet ihr Gotteshaus und das zugehörige Ensemble von Annenkapelle und Kreuzgang gern für alle Menschen, die diesen besonderen geistlichen und kulturhistorischen Ort aufsuchen.

Als ehemalige Kollegiatsstiftskirche wird der Dom St. Marien von außen als Hauptkirche Freibergs wahrgenommen. Er ist damit in der Stadt ein Aushängeschild nicht nur für die evangelisch-lutherische Kirche. Die daraus erwachsende geistliche und gesellschaftliche Verantwortung nimmt die Domgemeinde auf Augenhöhe mit den ihr verbundenen lutherischen Nachbargemeinden, im Austausch mit den ökumenischen Partnern und in Kooperation mit den wichtigen Institutionen Freibergs, insbesondere der Universitätsstadt und der TU Bergakademie Freiberg, wahr.

2. Gottesdienst

Die Domgemeinde feiert an Sonn- und Feiertagen als wesentliche Lebensäußerung gemeinsam mit ihren Gästen einen liturgischen Gottesdienst lutherischer Prägung.

Der Reichtum dieser Gottesdienstform im Dom besteht neben Predigt und Abendmahl insbesondere in der von der Kurrende gesungenen Eingangsliturgie, den Musiken der Silbermannorgeln und den regelmäßigen Beiträgen des Domchores unter Leitung des Domkantors. An Festtagen bereichern Kantaten den Gottesdienst in besonderer Weise. Der Gottesdienst will Gemeindegliedern und Gästen einen Zugang zu seiner Schönheit eröffnen und sie dadurch in ihrem Glauben stärken. Ein Kindergottesdienst an jedem Sonn- und Feiertag ermöglicht es Familien, am Domgottesdienst teilzunehmen. Familiengottesdienste finden regelmäßig statt. Zu ihnen werden besonders die nicht konfirmierten Täuflinge eingeladen, um sich der Taufe zu erinnern. Taufen finden in der Regel während des Sonntagsgottesdienstes statt. Sie können aber auch im monatlichen Krabbelgottesdienst am Sonnabendnachmittag gefeiert werden.
Der liturgische Gottesdienst im Dom St. Marien schließt andere gottesdienstliche
Formate wie ökumenische Gottesdienste und Feiern auch an anderen Orten wie z. B. Kreuzgangandachten oder Gottesdienste unter freiem Himmel nicht aus, sondern wird durch sie ergänzt.

Die Domgemeinde strebt an, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene stärker im Gottesdienst zu beheimaten und einzubinden. Das kann durch eine Einbeziehung in gottesdienstliche Handlungen geschehen, durch an ihnen orientierte Elemente im Gottesdienst sowie durch eine hochwertige, aber unserer Zeit entsprechende Musik sowie alternative Gottesdienstformen wie z. B. Taizé-Andachten. Auch neu Hinzukommende im Gottesdienst wahrzunehmen und zu beheimaten ist eine Herausforderung, der sich die Domgemeinde stellt.

Auf Gottesdienste, die eine Bedeutung für die Öffentlichkeit haben, wird ein besonderes Augenmerk gerichtet. Dazu gehören u. a. der Berggottesdienst am letzten Sonntag im Juni und der Universitätsgottesdienst zu Semesterbeginn.

3. Gemeindeleben

Die Gemeindearbeit ist geprägt durch eine Vielfalt von Angeboten, die dem ev.-luth. Profil der Domgemeinde entsprechen. Sie will Menschen möglichst vieler Altersgruppen und Milieus ansprechen. Auf einer auch mit der kirchenmusikalischen Arbeit vernetzten Kinder-, Konfirmanden- und Jugendarbeit soll ein besonderes Augenmerk liegen. Die Domgemeinde strebt an, dass die unterschiedlichen Gemeindegruppen nicht losgelöst voneinander agieren, sondern einander kennen und kooperieren. Der Gottesdienst als Ort der Begegnung soll besonders in den Blick genommen werden. Die Angebote der Domgemeinde stärken zum einen Gemeindeglieder in ihrem Glauben.

Gleichzeitig sollen auch diejenigen angesprochen werden, die der Kirche ferner
oder fern stehen. Formate, die auf Außenstehende einladend wirken, wie die Nacht der Kirchen sind die der Domgemeinde entsprechende Art und Weise missionarisch zu wirken.

Die Themen wie Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sowie die
diakonische Verantwortung einer christlichen Gemeinde werden in diesem Rahmen mit bedacht.

Die Kooperation mit den luth. Gemeinden in der Region und den Partnern des Ökumenischen Arbeitskreises der Stadt Freiberg hat eine hohe Bedeutung.

Ehrenamtlichen kommt in der Gemeindearbeit künftig eine noch stärkere Rolle zu, als dies bisher schon der Fall ist. Sie werden nicht nur als Mitarbeitende, sondern besonders auch in Leitungsfunktionen der Gemeindegruppen eine unverzichtbare Rolle spielen. Auf die Gewinnung von Ehrenamtlichen wird die Domgemeinde daher besonders Wert legen.

4. Kirchenmusik

Die Kirchenmusik ist unverzichtbar für die Arbeit der Freiberger Domgemeinde. Sie hat teil an deren Verkündigungsauftrag. Getragen von den weltberühmten Silbermann-Orgeln und einer über mehrere Jahrhunderte reichenden Chortradition wirkt sie aus der Vergangenheit in Gegenwart und Zukunft hinein.

Die Kirchenmusik stellt sich in der Domgemeinde vielfältig dar. Sie ist integraler Bestandteil der gottesdienstlichen Liturgie und Anziehungspunkt in Konzerten wie den Abendmusiken mit ihrer fast einhundertjährigen Tradition – gleichermaßen für Einheimische und Gäste der Stadt Freiberg aus dem In- und Ausland. Durch die Arbeit der Chorgruppen ist sie eingebunden in die Gemeindearbeit.

In der Domgemeinde findet sich ein generationsübergreifendes Musizieren in hoher Qualität. Kinder- und Kurrendegruppen kommt eine hohe Aufmerksamkeit zu. Kirchenmusikalische Arbeit verfolgt dabei gleichermaßen diakonische, pädagogische und künstlerische Ansätze. Sie nimmt die von außen gegebenen Erwartungen der Gottesdienst- und Konzertbesucher auf und versucht zugleich motivierend in den Kirchenbezirk und die Landeskirche auszustrahlen.

Die Domgemeinde weiß sich dem musikalischen und kulturellen Schatz verpflichtet, den sie insbesondere mit der Großen Silbermann-Orgel und deren Weltgeltung hat. Sie stellt sich dieser Verantwortung und bewahrt ihr musikalisches Erbe auch mit der Sicherung des besonderen Stellenprofils des Freiberger Domkantors und durch die Zusammenarbeit mit der Silbermanngesellschaft.

Als besonderes Profil innerhalb der Freiberger Kirchgemeinden kommt der Musik im Dom und den musikalischen Gruppen perspektivisch eine noch stärkere Bedeutung zu. Dazu hat die Domgemeinde im Blick, die musikalische Gruppenarbeit weiter auszubauen und die Vernetzung mit der Kinder- und Jugendarbeit zu intensivieren. Bestandteile räumlicher Planungen sollten deshalb passende Rahmenbedingungen im Blick auf die Probenarbeit und eine Notenbibliothek sein.

5. Tourismus

Die Domgemeinde nimmt die Verantwortung wahr, ihre Gäste bei deren Besuch des Domes, einem Ort gelebten Glaubens und bedeutender Kunstschätze, entsprechend den jeweiligen Bedürfnissen zu begleiten. Dabei nimmt sie gleichzeitig die unterschiedlichen und manchmal auch in Spannung zueinander stehenden Erwartungen von Touristen und Gemeindegliedern wahr und begegnet den Gästen mit einer vom Leitbild her getragenen, offenen Haltung. Ziel bleibt dabei, die Kunst im Freiberger Dom in ihrer eigentlichen Funktion, nämlich zur Verkündigung der christlichen Botschaft, zu zeigen und zu erläutern.


Die Domgemeinde begreift den Tourismus als Chance für sich und ihre Arbeit: Domladen und Domführung sind ein öffentlich wirksames Angebot für die Gäste der Stadt Freiberg. Deshalb wurden Domführungen schon in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts angeboten. Seit 1989 besteht darüber hinaus der Domladen mit einem erweiterten Sortiment – heute in der Funktion als Besuchereintrittskasse, Konzertkasse und Verkaufsstelle von kirchlichen und dombezogenen Artikeln.

Die Formate der Führungen wie z. B. „Dom und Klang“ werden regelmäßig novelliert und den Interessen der Besucher angepasst. Die Zusammenarbeit mit der Kirchenmusik wird dabei ein Schwerpunkt bleiben.

Die Vision eines vielfältig nutzbaren Besucherzentrums kann den gesteigerten Anforderungen und Ansprüchen begegnen. Zudem erstellt und aktualisiert die Domgemeinde laufend ein Marketingkonzept in enger Zusammenarbeit mit den im Tourismus engagierten Partnern. Sie verfolgt mit beidem das Ziel, den Gesamtkomplex aus Dom, Grablege, Kreuzgang und Grünem Friedhof noch besser für Gemeinde und Touristen nutzbar zu machen und für kommende Generationen zu bewahren.

6. Öffentliche Verantwortung

Die Domgemeinde nimmt wahr, dass sie gefordert ist, Antworten auf gesellschaftliche Fragen unserer Zeit zu geben. Sie steht der Öffentlichkeit auf der Grundlage ihrer vom Evangelium herrührenden Verantwortung für die Menschen als Ansprechpartnerin in diesen Fragen zur Verfügung.

Damit einhergehend wird der Kontakt zu gesellschaftlichen Gruppen und Institutionen gehalten.

Die Domgemeinde gibt den gesellschaftlichen Diskussionen und Fragen Möglichkeiten, Zeit und Raum. Der Kreuzgang soll zu ihrem Zentrum für Impulse, Begegnungen und Gespräche werden.

Sie erstellt ein Konzept für die entsprechenden Veranstaltungen und überprüft es
regelmäßig mit der Absicht „der Stadt Bestes“ zu suchen (Jeremia 29,7).

7. Leitbild

Die Domgemeinde Freiberg will als Gemeinde Jesu Christi am und im Dom und in
Verantwortung vor ihm in unterschiedlicher Weise Menschen Zugänge eröffnen und auf andere zugehen.

Im Gottesdienst als der zentralen Lebensäußerung der Domgemeinde kommen Besucher Freibergs, Musikfreunde, Gemeindeglieder und Suchende zusammen. Sie finden in der besonderen Atmosphäre des Doms einen Zugang zur Schönheit des lutherischen liturgischen Gottesdienstes, begegnen in ihm dem Evangelium und schöpfen daraus Kraft für ihren Alltag.

Durch die regelmäßigen und besonderen geistlichen Angebote der Gemeinde werden Kinder, Jugendliche und Erwachsene in ihrem Glauben gestärkt. Sie will aber kein geschlossenes Ganzes sein, sondern einladen, miteinander Glauben zu lernen und zu leben.

Die Kirchenmusik als profilbildendes Element in den Arbeitsbereichen der Domgemeinde hat Anteil an deren Verkündigungsauftrag. Verwurzelt in der jahrhundertealten Chor- und Orgeltradition des Doms kann und will sie Menschen in ihrem Innersten anrühren und sie etwas von der Ewigkeit ahnen lassen.

Die Arbeit der Domführung eröffnet Besuchern einen Zugang zu den Sehenswürdigkeiten des Doms, die auf ihre Weise das Evangelium von Jesus Christus verkündigen.

Die Domgemeinde nimmt ihre Verantwortung wahr, dem Evangelium in diesem Alltag Gestalt zu geben, indem sie sich am öffentlichen Gespräch über Fragen der Zeit beteiligt und auf diese Weise „der Stadt Bestes“ (Jeremia 29,7) sucht.

Alle Aktivitäten sind darauf angewiesen, dass Menschen von den Angeboten in einer Weise erfahren, die sie nicht nur informiert, sondern auch zur Teilnahme motiviert.

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