Die spätgotische Hallenkirche wurde nach dem Stadtbrand 1484 gebaut, 1501 geweiht und ersetzte die durch den Brand stark beschädigte romanische Basilika St. Marien, die 1190 fertig gestellt worden war.
Sowohl die Zeugnisse der romanischen Vorgängerkirche als auch der neugebaute Dom widerspiegeln den damaligen Reichtum der Silberbergbaustadt Freiberg.
Die Kirche fasziniert durch ihre klare Grundform und ihr harmonisches Gesamtbild.
Die schlanken Pfeiler führen den Blick in die Höhe, getreu dem Anliegen der Gotik, die Herzen der Menschen zu Gott in die Höhe zu ziehen.
So ist inmitten eines Netzrippengewölbes der Paradiesgarten (auch "Himmelswiese" genannt) gestaltet.
Das biblische Gleichnis der „klugen und törichten Jungfrauen“ mahnt die Gemeinde zur Wachsamkeit.
Diese führt hier nicht zu verstörender Angst, denn es gibt im Dom keine in der Gotik üblichen Drohszenarien der Hölle.
Gottes Gericht kommt vielmehr darin zum Ziel, dass der Auferstandene alle Menschen zu sich ziehen will.
Dies hat die Kunstwerke der verschiedenen Epochen geprägt.
In besonders eindrucksvoller Weise wird das in der berühmten Goldenen Pforte, dem erhaltenen Schmuckportal der romanischen Basilika, verdeutlicht.
1537 wurde durch Heinrich den Frommen, einem Wettiner der albertinischen Linie, die Reformation in Freiberg eingeführt und der Dom mit seiner Gemeinde evangelisch.
„Sola fide“ (lat. „Allein durch den Glauben“) wurde zum Leitmotiv der Gerichtsvorstellung und prägt die Ausgestaltung der Grablege, die sich im Chorraum des Doms findet.
Beispielhaft zeigt das der flämische Künstler Antonius van Zerroen in der Geste des Kurfürsten Moritz von Sachsen, der vor dem gekreuzigten Christus kniet.
1585 wurde der Chorraum von dem aus Lugano stammenden Giovanni Maria Nosseni prachtvoll gestaltet.
Auch 34 Engel spielen zur himmlischen Musik auf, von denen 21 originale Renaissance-Instrumente (gefertigt in den 90er Jahren des 16. Jh.) in Händen halten, die im Freiberger Raum gebaut worden sind.
Daneben kommen viele Gäste, um sich den eindrucksvollen Klangraum des Domes durch die beiden Silbermannorgeln (1711-1714) erschließen zu lassen.
So verbinden sich verschiedene theologische Aspekte und Kunstwerke zu einem bedeutenden und beeindruckenden Gesamtraum.