Predigt zum Berggottesdienst am 25. Juni 2023

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Predigt zum Berggottesdienst am 25. Juni 2023

28.06.2023

zu Daniel 6; gehalten von Pfarrer Justus Geilhufe

Liebe Bergschwestern und Bergbrüder, 

wir unterbrechen dieses reich gefüllte Wochenende für einen Moment, um miteinander Berggottesdienst zu feiern. Der Berggottesdienst ist Teil der bergmännischen Tradition, Teil des erzgebirgischen, sächsischen Brauchtums. Dieses Brauchtum ist keine Sache nebenbei. Wenn viele vielleicht meinen, es wäre etwas von gestern, eine Leidenschaft ein paar alter Männer. Liebe Berggeschwister, das Gegenteil ist der Fall. Brauchtum, bergmännische Tradition ist das Kondensat von mancher der Dinge, die unser Leben in seinem Innersten ausmachen. Und es ist unter anderem das, was diese Stadt, unsere Region und unsere Gesellschaft zusammenhält.
Als Erinnerung an das, was die Bergmänner über Jahrhunderte, ja Jahrtausende getan haben und in manchen Regionen bis heute immer noch tun, diese bergmännische Erinnerung, diese bergmännische Tradition ist Heimat. Und sie ist Heimat im besten Sinn. Schauen Sie sich um, wie schön ihre Uniformen in diesem Dom, auf dem Pflaster dieser Stadt zur Schau getragen werden! Denken sie an all die alten Werte, die sie aufrecht erhalten und in die Zukunft tragen. Denken sie an alle die jungen Menschen, denen sie sich annehmen und ihnen diese Werte vermitteln, mit ihnen Gemeinschaft leben und ihnen etwas Substantielles mitgeben für ihr eigenes Leben. Das aufrecht erhalten und lebendig machen von alter Schönheit, alter Wahrheit und Güte - Das ist Heimat.
Schlägel und Eisen sind Heimat und der Berggottesdienst ist die Krönung dieser Tradition. Er verweist auf die Heimat, die über allem ist. Der Predigttext aus dem Danielbuch zeigt es, in einer für uns heute vielleicht besonders eindrücklichen Art und Weise.
Daniel ein guter Mann und soll Statthalter werden. Die anderen Statthalter beneiden ihn. Sie fordern vom König, dass er ihn in eine Grube mit Löwen wirft, dass er dort umkommt. Der König, der an Daniel nichts Falsches entdecken kann, tut es am Ende, versiegelt das Tor zu dieser Todesgrube, schläft eine ganze Nacht lang nicht und als er am nächsten Morgen kommt und nach Daniel ruft, antwortet er. Gott hat in der Nacht einen Engel geschickt, der den Löwen das Maul zu gehalten hat. So überlebt Daniel.
So ist das Leben. Wenn mal nicht Bergstadtfest ist, wenn mal nicht Berggottesdienst ist....dann ist das Leben so. Ungerecht, oft gewaltvoll. Die Welt draußen ist nicht das Paradies. Als Adam von dort vertrieben wurde, hat ihm Gott gesagt, dass er ab jetzt für sein Leben, für sein täglich Brot und das seiner Familie und Nachkommen zu arbeiten hat. Wie Adam müssen auch wir für dieses täglich Brot, das unserer Familien und dieser Region arbeiten.
Die Welt ist wie damals so auch für uns nicht das Paradies. Deshalb sind unzählige Männer vor uns in die Grube gefahren und haben erarbeitet, was sie und ihre Familien am Leben erhalten hat. Weil die Welt nicht das Paradies ist, muss muss Daniel in die Löwengrube. Wie für ihn, war die Grube auch für unsere Vorfahren gefährlich. Der Tod war der ständige Begleiter der Bergleute. In der Grube lauerte auf sie der selbe Tod, der auf Daniel lauerte.
Entscheidend ist aber, was in der Grube passiert. Daniel wird von Gott bewahrt. Es wird erzählt, wie der Herr einen Engel schickt, der den Löwen das todbringende Maul zugehalten hat. So überlebt Daniel die Nacht bei den Raubtieren. Und bei allen Unglücken, bei allem Schmerz, der das Leben der Bergleute bis heute prägt. Auch unsere Vorfahren sind über Jahrhunderte hinweg bewahrt worden. Dem Tod wurde in der Grube das Maul zugehalten und die Bergmänner sind tief unten in den Schächten bewahrt worden. Wäre es nicht so gewesen, wir säßen alle heute nicht hier.
Dadurch, dass Daniel in dieser Todesgrube bewahrt wird, wird er zum Propheten. So nennt die Bibel die, die in der Welt, die kein Paradies ist, von Gott erzählen. Daniel gibt ein Zeugnis ab vom dem, was Gott an ihm getan hat. Und liebe Bergschwestern und Bergbrüder, so wie Daniel es war, waren und sind auch die Bergmänner zu Propheten von Gottes Güte und Bewahrung geworden. Mit ihrer Arbeit, ihrem Leben, mit dem Brauchtum und der bergmännischen Tradition gaben und geben sie Zeugnis davon ab, dass es im Leben auf dieser Welt Bewahrung gibt! Sie geben Zeugnis davon ab, dass es Gott gibt und sie geben uns Zeugnis davon ab, dass es in der Grube ohne Glauben eben nicht geht.
Und damit komme ich zum Schluss. Die Grube ist nur verdichtet, was das Leben als solches in dieser oftmals dunklen Welt ist. Es geht in der Grube, es geht im Leben nicht ohne Glauben! Ich kann hier unten in der tiefsten Tiefe nicht überleben, wenn ich nicht weiß, dass es ein da oben gibt. Ich kann hier nicht anfangen etwas Schönes zu machen, wenn ich nicht weiß, dass es da oben etwas Schönes gibt. Ich bin unfähig hier unten etwas Gutes zustande zu bringen, wenn ich nicht weiß, dass es das Gute überhaupt gibt. Und ich kann hier unten auch nicht Wahrheit suchen und Wahrheit finden, wenn ich nicht weiß, dass es das Wahre überhaupt gibt. Ich kann hier unten, dort wo das Paradies nicht ist, nicht überleben, wenn ich von dort oben nichts weiß.
Liebe Bergschwestern und Bergbrüder, die Bergmänner haben in der todbringenden Grube nicht arbeiten und überleben können, wenn sie nicht gewusst hätten, was dort oben ist. Wer in der Grube ist und im todbringenden Dunkel nichts vom dem Licht da oben weiß, geht zugrunde. Deshalb seien sie stolz auf eine bergmännische Tradition, in der der Glauben einen Platz hat und wenn sie den Glauben noch nicht haben, kommen sie zu mir und wir machen einen Kurs.
Es geht nicht ohne Glauben und die gute Nachricht ist, der Herr schenkt ihn, wenn wir nach ihm suchen.
Amen.

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