26.12.2024
über Jesaja 9,1-6 (Lut17); gehalten in der Kirche zu Kleinwaltersdorf von Dompfarrer Dr. Gunnar Wiegand
Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen
Lesung des Predigttextes Jesaja 9,1-9 (Lut17). Die Predigt bezieht sich außerdem auf das Krippenspiel der Jungen Gemeinde und der Konfirmanden.
Liebe Gemeinde,
Was für eine Düsternis in den letzten Tagen. Und dazu dieser unangenehme Nieselregen. Obwohl es recht mild ist, war es gefühlt irgendwie doch ganz schon ungemütlich, klamm – insbesondere, wenn wir vielleicht noch unterwegs waren, um die letzten Weihnachtsbesorgungen zu machen, wenn wir noch einmal dem Christmarkt einen Besuch abstatten wollten. Und gerade in diesen Tagen ist es zudem lange dunkel: wir haben nun die längsten Nächte hinter uns. Trübes Wetter, zum Verkriechen, Erkältungswetter… auch verschiedene Leute in unserer Dienststelle am Untermarkt – Sorgen, trübinnige, dunkle Gedanken und Gefühle…
Und dann aber gibt es ja auch noch die andere Seite der Vorweihnachtszeit: die verschiedenen Weihnachtsfeiern mit Kolleginnen und Kollegen, in Vereinen, vielleicht ein traumhaftes Adventskonzert, das Weihnachtsoratorium, das Weihnachtskonzert einer Schule oder Musikschule, die kleine Parade zum Abschluss des Christmarktes. Bei Besuchen habe ich den Schein von Kerzen an Pyramiden, Adventskränzen und Schwibbögen erlebt. Es duftete nach Räucherkerzen. Wir richten es uns zuhause so richtig gemütlich und weihnachtlich ein. Plätzchenbacken… wie mit der Jungen Gemeinde. Da kann uns im Grunde genommen das windige Wetter ruhig gestohlen bleiben.
Egal wie man sich fühlt, Jesaja verkündet allen Menschen seine frohe Botschaft. Er ruft uns zu: Menschen, vergesst eure Sorgen, kommt zusammen aus euren Häusern.
„Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude.
Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er's stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth.“
Der Prophet ruft die Leute zusammen: Groß und Klein, Jung und Alt, ob mit Sorgen belastet oder frohgemut. Viele sind diesem weihnachtlichen Ruf gefolgt. Die Jugendlichen der Jungen Gemeinde und der beiden Konfi-Jahrgänge machen beim Krippenspiel mit. Das ist toll, vielen Dank für euren Einsatz! Und es ist beeindruckend, wie viele Menschen heute hier in Kleinwaltersdorf zusammengekommen sind, euch zu sehen, Lieder zu singen und Jesu Geburtstag zu feiern – ganz im Sinne Jesajas.
„Kommt zusammen und betet das neugeborene Jesus-Kind an, dort ist euer Glück“ – ist auch die Botschaft des Krippenspiels. Nach Glück suchen die Leute an einer Bushaltestelle. Am Ende finden sie es, nachdem sie sich selbst auf den Weg gemacht haben, in einem Schuppen: „Dort wo die Not am größten ist.“ – sagt Melchior. Ja, Jesus selbst – Jesu Worte aus den Seligpreisungen – erkennen sie als das größte Glück. Sie nennen:
- Armut
- Leid ertragen
- Gerechtigkeit
- Ein reines Herz haben
- Frieden stiften
„Gott nahe zu sein, ist unser Glück“ – hallte es am Ende dann durch das Kirchenschiff.
Zurück zu Jesaja. Er war ein Prophet des Alten Testaments, der rund 720 Jahre vor Christi Geburt gelebt hat. Er hat weit vor Jesu Geburt die Ankunft des Kindes vorausgesagt. Und gleichzeitig hat er sich dabei auf die schwierige Situation des Volkes Israel bezogen:
„Denn du hast ihr drückendes Joch, die Jochstange auf ihrer Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen wie am Tage Midians.
Denn jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt.“
Ja sie haben richtig gehört: hier sind Menschen versklavt – ein Joch ist die Stange, die man Gefangenen auf die Schulter legt. Und Menschen sind vom Krieg geplagt. Für mich ist das zu Heilig Abend echt harte Kost – sie stehen so im Kontrast zu einer idyllischen Familien-Szene in einem Stall in Bethlehem. Aber diese Sätze sind verständlich, wenn sie zum einen im historischen Kontext gesehen werden: Der Prophet Jesaja bezieht sich ganz unmittelbar auf die Abhängigkeit des Volks Israel durch die Assyrer. Jesaja macht dem gedemütigten Gottesvolk Mut. Das Reich Israel war zerstört, viele Menschen in Gefangenschaft verschleppt, Juda ein Vasallenstaat der Assyrer. Krieg hatte die Städte des Gelobten Landes zerstört. Der Sohn aus dem Geschlecht Davids wird kommen, um die Leiden seines Gottesvolks zu beenden. Er heißt daher: „Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst.“
Zum anderen betont der Kontrast ja genau das wofür Jesus Christus steht: ein schwaches Kind, das in der Not auf die Welt gekommen ist. Jesus ist auf der Seite der Kriegsopfer, auf der Seite der Unterdrückten, der Gefangenen, der Notleidenden. Ich denke da vor allem an die vielen Unschuldigen, die Opfer der Gewalt in den Kriegen, die Zivilisten, die Kinder, die Frauen, die Schwächsten, die alten Menschen, die ihre Häuser verloren haben. Ich denke dabei an die Menschen, die ihre Liebsten auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg verloren haben.
Das Besondere der Botschaft Jesaja ist also: Die Erlösung kommt durch einen neugeborenen Christus, wie ein Kind in der Krippe. Ein völlig neuer Maßstab von Gottes Willen. Er verabscheut Krieg, Sklaverei, Unterdrückung, Streit, Ausbeutung, Hochmut. Und damit verabscheut Gott, dass gerade jetzt an Weihnachten Krieg herrscht: In der Ukraine, in Israel/Gaza, im Jemen, im Sudan – um nur einige zu nennen. Das ist furchtbar – angesichts der Friedensbotschaft Christi – wie sie Jesaja verkündigt.
Dann aber zeigt uns Gott auch, dass er sich auch bei uns, in unseren Dörfern und Städten, Familien, in unserer Nachbarschaft, in unseren Kirchgemeinden ein gutes und segensreiches Miteinander wünscht. Streit und Zank sollen ein Ende haben. Da ist vielleicht Versöhnung, ein klärendes Gespräch nötig. Und dort, wo Versöhnung vielleicht nicht mehr möglich ist, zumindest Burgfrieden oder gar eine neue Perspektive, ein Neubeginn. Auch dazu lädt dieser Christus ein. Kann es gelingen, die oft so verhärteten Gegensätze zu politischen Fragen über Christus zu überwinden? Wie kann das gelingen?
„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.“ – schreibt Jesaja
„Fürchtet euch nicht! Wir verkünden euch große Freude“ – sagen die Engel im Krippenspiel. – „Euch ist heute der Heiland geboren. Ihr werdet ihn finden. Er ist in Windeln gewickelt. Er liegt in einer Futterkrippe. Macht euch auf und sucht ihn… Er wird frei machen, was gebunden ist. Er ist ein Retter in der Not… In einem Stall in Bethlehem werdet ihr ihn finden. Lasst euch beschenken von Gott.“
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein sorgenfreies, gesegnetes u.v.a. friedvolles Weihnachtsfest! Mögen ihre guten Wünsche in Erfüllung gehen!
Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
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