08.02.2025
von Superintendentin Hiltrud Anacker
Liebe Leser und Leserinnen!
Angst ist ein Gefühl, das jeder kennt: Prüfungsangst, Angst vor unbekannten Situationen, vor Menschen, denen wir uns nicht gewachsen fühlen, vor Krieg, vor Einsamkeit und Krankheit, … Dann klopft das Herz, wir fangen vielleicht an zu zittern, oder können nicht schlafen, der Adrenalinspiegel steigt. Wie kommt man da durch? Man kann der Angst den Kampf ansagen. Man kann es auch mit Flucht versuchen. Manchmal möchte ich mich ganz klein machen, um ja nicht gesehen zu werden.
In anderen Situationen glauben wir allerdings, alles im Griff zu haben: "Das schaffen wir doch mit Links.“ So ging es sicher den erfahrenen Fischern aus dem Jüngerkreis Jesu. Das Markusevangelium beschreibt Folgendes (Mk. 4,35ff): Jesus hatte gepredigt. Dann aber war er müde geworden. Er will dem Trubel entfliehen, den seine Zuhörer veranstalten. So ist das manchmal, wenn viele etwas wollen. Also steigen Jesus und seine Jünger in ein Boot und fahren über den See Genezareth. So weit so gut, von einem Problem ist weit und breit nichts zu sehen. Das Wetter scheint kalkulierbar. Mit so einer Situation werden die Fischer wohl fertig werden. Jesus braucht Ruhe, seine Freunde gönnen ihm diese. Also legt Jesus sich schlafen. Dann aber wird es ungemütlich. Das Wetter schlägt um. Das kann am See Genezareth ganz schnell gehen. Niemand anderes wird das besser einschätzen können als die Jünger. Sie waren mit dem See vertraut. An ihm verdienten sie ihren Lebensunterhalt. Sie werden ihre ganze Kunst aufgewendet haben, um heil ans andere Ufer zu kommen. Also sagen sie der Gefahr den Kampf an. Flucht ist eh nicht möglich. Aber nichts hilft. Das Wasser schwappt über die Bordwand ins Boot. Irgendwann wissen die Jünger nicht mehr, was sie tun sollen. Sie sehen ihrem Untergang entgegen. In ihrer Angst um ihr Leben fällt ihr Blick auf Jesus, der immer noch ruhig schläft. Wie kann er nur! „Meister, fragst du nichts danach, dass wir verderben?“ Das heißt nichts anderes als: „Uns steht das Wasser bis zum Hals!“ oder „Wir können nicht mehr!“ In einem einzigen Satz drücken sie ihre ganze Angst aus. Und Jesus? Er reagiert souverän. Er stellt sich hin und bedroht den Wind: „Schweig und verstumme!“ Da wird alles ruhig. Wenn es nur immer so einfach wäre. Dann fragt er seine Freunde: "Warum habt ihr nur so wenig Vertrauen?!"
Was wird durch diese Geschichte deutlich? Die Geschichte sagt nicht, dass wir die Hände in den Schoß legen sollen nach dem Motto: "Gott macht das schon." Gott hat uns Fähigkeiten gegeben, um manches selbst regeln zu können. Manchmal aber sind wir "mit unserem Latein einfach am Ende". Jesus - so die Erzählung - lässt mit sich reden. Er ist mit im Boot, auch wenn es brenzlig wird. Es geht nicht immer gut aus (oder so wie wir uns "gut" vorstellen), nur weil Gott dabei ist. Gott fordert zum Vertrauen auf, dass er das für uns Richtige tun wird. Und: Wir müssen lernen zu akzeptieren, wie Gott entscheidet. Das ist schwer!
Als der Wind sich gelegt hat, geht den Jüngern so halb ein Licht auf. Ich hoffe, ich erinnere mich gut daran, wenn ich wieder einmal Angst habe. Und Ihnen wünsche ich das auch. Vertrauen kann nämlich in der Angst helfen. Jedenfalls das Vertrauen auf Gott.
Amen.
Gebet
Wir leben in stürmischen Zeiten.
Im Tosen des Sturms bist du bei uns, Jesus Christus.
Deine Gegenwart rettet.
Du hörst, wie wir dich rufen.
Steh auf für die Verzweifelten, für die Verletzten, für die Verschleppten
und für die, die um ihr Leben fürchten.
Du schläfst nicht, du bist da.
Du bist unsere Hoffnung.
Im Lärm des Sturms sprichst du, Jesus Christus.
Dein Wort hat Macht.
Du hörst, wie wir dich rufen.
Sprich du und bring die Lügner zum Schweigen, lass die verstummen, die Hass verbreiten.
Sprich du zu den Einflussreichen und lehre sie Barmherzigkeit.
Sprich du durch die Menschen guten Willens und gib ihren Worten Überzeugungskraft.
Du schweigst nicht, du sprichst.
Du bist unsere Hoffnung.
Auf schwankendem Boden bist du bei uns, Jesus Christus.
Deine Nähe ist tröstlich.
Du hörst, wie wir dich rufen.
Sei nahe und heile die Kranken, halte den Sterbenden die Hand
und umhülle die Trauernden mit deinem Trost.
Sei denen nahe, die sich in dieser Welt nicht mehr zurechtfinden und von Sorgen überwältigt werden.
Du bist da, du tröstest.
Du bist unsere Hoffnung.
In der Stille bist du hörbar, Jesus Christus.
Deine Gegenwart weitet die Herzen.
Berühre mit deinem Frieden die ganze Welt
und bewahre deine Menschen in den Stürmen dieser Zeit.
Du bist unsere Hoffnung.
Vater unser im Himmel,
gGeheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.
Segen
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen in Christus Jesus, unserem Herrn.
Amen.
Herzlich grüßt Sie
Hiltrud Anacker, Superintendentin
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