Andacht zum 2. Sonntag nach Trinitatis, 18. Juni 2023

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Andacht zum 2. Sonntag nach Trinitatis, 18. Juni 2023

17.06.2023

von Superintendentin Hiltrud Anacker

Bibeltext
16Jesus sprach: Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl und lud viele dazu ein. 17Und er sandte sei-nen Knecht aus zur Stunde des Abendmahls, den Geladenen zu sagen: Kommt, denn es ist alles bereit! 18Und sie fingen an alle nacheinander, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft und muss hinausgehen und ihn besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. 19Und der zweite sprach: Ich habe fünf Ge-spanne Ochsen gekauft, und ich gehe jetzt hin, sie zu besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. 20Und der dritte sprach: Ich habe eine Frau genommen; darum kann ich nicht kommen.
21Und der Knecht kam zurück und sagte das seinem Herrn. Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen herein.
22Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da. 23Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde.

Liebe Leserinnen und Leser!
„Es ist aber noch Raum da.“ Das hatte er sich schön ausgedacht: Ein Festmahl, ein Fest mit allem, was man sich so ausdenken kann! Ich stelle mir eine schön geschmückte Tafel vor, leckere Speisen und Getränke, jetzt fehlen nur noch diejenigen, die fröhlich feiern. Da kommt die Enttäuschung. Die geladenen Gäste lehnen freundlich, aber bestimmt ab, so ein Reinfall!
Der Knecht muss noch zweimal los. Er soll die Geladenen nicht drängen. Das hat unser Gastgeber abgehakt. Er soll einfach los, eine Runde spontaner Einladungen. Was für Gäste! Hätten wir Lust auf sie, auf Bettler, Obdachlose, schmutzige Mn, …? Das Fest soll stattfinden. Der Hausherr nimmt in Empfang, wer auch immer sich einladen lässt.
„Es ist aber noch Raum da.“ – so erzählt Jesus das Gleichnis im Lukasevangelium, eine ausgedachte Geschichte, mit der er etwas verdeutlichen will. „Es ist noch Raum da“ beim Fest, das Gott vorbereitet hat. So beschreibt Je-sus den Himmel, die Gegenwart Gottes. „Da ist Platz, komm!“ Das soll der Knecht sagen zu jeder und jedem, der oder die ihm über den Weg laufen. Der Knecht wird zum Apostel, zum Gesendeten.
Vor ein paar Jahren entstand das Bild von Rezka Arnuš, einer Künstlerin aus Rumänien. Zu sehen ist ein halbrun-der Tisch, auf diesem eine helle Tischdecke, deren Rand rote, typische Volksstickereien zeigt. Gedenkt ist der tisch mit einem Stück Potica, das nationale Kuchengericht – ein gewickelter Hefe-teig mit Nussfüllung –, Trauben und einem Lebkuchenherz. Das alles gehört zu Slowenien. Am oberen Bildrand tanzen Frauen. Unten sehen wir Menschen, die am Rand der Gesellschaft leben: Ein Kind auf dem Arm seiner (geflüchte-ten) Mutter, ein blindes Mädchen, ein Junge mit nur einem Bein, ein spastisch gelähmtes Mädchen. An sie alle ergeht die herzliche Einladung: „Es ist noch Raum da.
Die Malerin wurde 1953 geboren. Sie selbst ist fast blind. Bei gutem Licht sieht sie gerade mal 5%. So muss sie ganz nah an die Leinwand treten, wenn sie malt. Sie wird zur Apostelin. Sie lässt sich senden und malt das Fest, von dem Jesus erzählt. Sie weiß, was Ausgrenzung heißt.
Es ist immer noch Platz!
In der Mitte das Herz am rechten Fleck
Menschen tanzen in Reih‘ und Glied
Andere stehen am Rand, ziehen die Blicke auf sich
dazwischen ein reich gedeckter Tisch
„Kommt, alles ist bereit“
Straßen und Gassen - Suchende, Versehrte, Sorgenvolle;
Hecken und Zäune - Heimatlose, Verirrte, Ausgeschlossene;
Du bist gemeint: Komm, alles ist bereit.
Kommt, alles ist bereit! Du bist eingeladen, bring alle mit:
die Mühseligen und die Beladenen,
die Liebenden und die Glückseligen,
die Einsamen und die Armen,
die Satten und die, vom Erfolg Verwöhnten,
die Ausgeschlossenen und die Erschöpften
die suchenden und die Lernenden,
die Hungrigen und die in ihrer Angst Gefangenen,
Kinder, Jugendliche, Erwachsene,
Junge und Alte:
Wir sind eingeladen,
wir sehen schon die Lichter, Gottes Festsaal steht offen,
kommt, alles ist bereit!
Amen.

Gebet
Gott, wir bitten für alle, die etwas bereuen
und einen neuen Weg in ihrem Leben einschlagen wollen. Gib ihnen die Kraft dazu!
Wir bitten dich für alle, die jeden Cent umdrehen müssen,
damit es zum Leben reicht. Zeig ihnen deine Güte!
Christus, du bist unser Friede.
Wir bitten dich für die Menschheitsfamilie.
Unterschiede werden schnell zu Zäunen.
Zäune zwischen behindert und nicht-behindert,
zwischen arm und reich,
zwischen fremd und einheimisch.
Gib uns deinen Frieden!
Christus, du willst alle erquicken, die mühselig und beladen sind.
Sei mit deiner Kraft bei den Kranken,
bei den Sterbenden,
bei den Trauernden.

Gemeinsam beten wir:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen
Es segne und behüte dich der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Herzlich grüßt Sie
Hiltrud Anacker, Superintendentin

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