Andacht zum 2. Sonntag nach dem Christfest, 5. Januar 2025

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Andacht zum 2. Sonntag nach dem Christfest, 5. Januar 2025

04.01.2025

von Dompfarrer Dr. Gunnar Wiegand

Liebe Leser und Leserinnen!

In meiner alten Wohnung in Pirna habe ich in der zweiten Januarwoche jedes Jahr Besuch kommen: Sternsinger. Darauf habe ich mich immer sehr gefreut. Sie haben uns Lieder gesungen und den Segen zugesprochen. Und ich bin beeindruckt, dass auch hier in Freiberg Sternsinger jedes Jahr durch die Stadt ziehen, Leute besuchen und um Spenden werben – das organisiert die katholische Gemeinde. Da werden ganz heimatliche Gefühle aus meiner Kindheit geweckt: Ich selber war nämlich in meiner Kindheit auch mal Sternsänger gewesen.

Aber was ist das eigentlich? Die Sternsänger gehen auf eine Biblische Geschichte zurück. Sie sind die sogenannten drei Weisen aus dem Morgenland, die Jesus nach der Geburt besuchten. Sie folgten einem Stern. Man sagt auch Stern von Bethlehem dazu. Bei Matthäus (Mt 2, 1-2.10-11) steht:

„Da Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.“

Von drei bedeutenden Männern erzählt die Legende, die ihren Ursprung in der biblischen Erzählung des Evangelisten Matthäus hat. Nach dieser Geschichte sind sie Wochenlang unterwegs; sie haben ihr Zuhause verlassen und die Mühen einer anstrengenden Reise auf sich genommen, obwohl sie nicht mehr jung waren. Sie folgen einem Stern, einer Himmelskonstellation, weil sie erkannt haben, dass dieser sie zu einem absolut einmaligen Ereignis führen wird. Zur Geburt des Heilands, des Retters der Welt – das wird in unserer Kirche am Fest Epiphanias, den 6. Januar gefeiert. Diese drei Männer sind voller Vorfreude und sehr aufgeregt und angespannt und sie bringen mit, was sie für das Wertvollste und Angemessenste halten: etwas ganz Besonderes für einen so ungewöhnlichen Erdengast.

Einer dieser drei Weisen heißt: Caspar. Sein Name stammt aus dem Persischen und bedeutet so viel wie „Hüter des Schatzes“ oder auch „Schatzmeister“. Caspar wird auf Bildern oft als Afrikaner abgebildet und überreicht Myrrhe als Geschenk. Auch Myrrhe ist, wie Weihrauch (der im Gottesdienst der katholischen Kirche verwendet wird), ein Baumharz. Myrrhe ist ein großartiges Geschenk für ein neugeborenes Baby, den Heiland. Denn:

- Myrrhe ist wertvoll,
- man kann mit diesem Harz eine sehr wohlriechende Tinktur bzw. Öl zum Einreiben herstellen,
- an kann mit diesem Harz eine sehr wohlriechende Tinktur bzw. ein Öl zum Einreiben herstellen,
- Myrrhe beruhigt und heilt. Ihr Geruch ist gut für Atmung und Lunge. Jedes Baby braucht Babyöl oder Salbe, um gut zu riechen und sich wohl zu fühlen.

Und dann gibt es da noch etwas: Myrrhe wird zum einen auch mit dem späteren Leidensweg Jesu in Verbindung gebracht. Myrrhe ist zum anderen aber auch der Hauptbestandteil von Salböl, mit dem Könige gesalbt werden in einem symbolischen Akt, der deren Auserwählung für ihr besonderes Amt betont. Der Gesalbte Gottes ist sein auserwählter Abgesandter. Der Gesalbte Gottes ist einer, der in Gottes Auftrag handelt, ein ganz besonderer Mensch.

Caspar betont also mit seiner Gabe sein Vertrauen in die göttliche Herkunft des erwarteten Kindes. Er will sagen: ja, du bist der Besondere, der Eine, der Auserwählte. Er bringt den Glauben mit, dass das Kind, das sie finden werden, der versprochene Messias ist. Er wird die Welt für immer verändern wird. Glauben und Vertrauen bringt Caspar dem Kind entgegen … beflügelndes Vertrauen, das Kräfte freisetzt für das Leben.

Freude und Glauben an Jesus – so wie sie mir die Sternsinger in Pirna gebracht haben –, die Liebe zu den Menschen – so wie sie Caspar dem Jesuskind geschenkt hat – und auch die Kraft zur Verehrung, zum Gebet wünsche ich Ihnen. Amen.

Gebet

Wie schön leuchtet der Morgenstern
voll Gnad und Wahrheit von dem Herrn,
die süße Wurzel Jesse.
Du Sohn Davids aus Jakobs Stamm,
mein König und mein Bräutigam,
hast mir mein Herz besessen;
lieblich,
freundlich,
schön und herrlich,
groß und ehrlich,
reich an Gaben,
hoch und sehr prächtig erhaben.

Segen

Es segne und behüte Dich, Gott, der Allmächtige und Barmherzige, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Herzlich grüßt Sie
Dompfarrer Dr. Gunnar Wiegand

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