Andacht zum 14. Sonntag nach Trinitatis, 10. September 2023

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Andacht zum 14. Sonntag nach Trinitatis, 10. September 2023

10.09.2023

von Prädikantin Katrin Hutzschenreuter

Liebe Leserinnen und Leser!
Macht euch keine Sorgen! Wie oft haben wir das schon gesagt? Den Eltern haben wir gesagt: macht euch keine Sorgen, wenn wir mit Freunden unterwegs waren mit den schnellen Motorrädern. Den Kindern, als wir zu einem Routineeingriff ins Krankenhaus mussten. Den Kollegen, wenn etwas nicht gut lief auf Arbeit. Jedes Mal wollten wir die anderen entlasten und sagten: Macht euch keine Sorgen!
Mach dir keine Sorgen! Wie oft habe ich das schon gehört? Vom Freund, in dessen Ehe es offensichtlich kriselt. Von der Mutter, der die alltägliche Dinge immer schwerer fallen. Vom Patenkind, das zum Auslandsaufenthalt startet. Mach dir keine Sorgen!
Aber natürlich habe ich mir Sorgen gemacht. Und ich weiß, dass das bei den anderen bei Eltern, Kindern und Freunden genauso war, auch wenn ich sagte: Macht euch keine Sorgen! Natürlich haben sie sich Sorgen gemacht.
Sorgen gehören zu unserem Leben dazu. Sie scheinen so selbstverständlich zu sein, dass sie extra ausgesperrt werden müssen. Zum Beispiel dort, wo ein Schloss so heißt. Sanssouci. Ohne Sorgen.
Aber wir machen uns immer Sorgen. Um unsere Lieben. Um die Schöpfung. Um die Welt von heute und von morgen. Und ja, auch um unsere Kirche.
Das war auch zu den Zeiten so, in denen Petrus seine Briefe geschrieben hat. Er sagt: „Werft die Sorgen auf Gott, denn der sorgt für euch.“ Es geht also darum, wie wir mit den Sorgen umgehen.
Die Gemeinde, an die der Apostel schreibt, hat diesen Rat bitter nötig.
In schwierigen Zeiten ist es besonders wichtig, dass es gute Gemeindeleiter gibt. Und mit diesem schweren Dienst beauftragte der Apostel die Ältesten. Das waren Männer und Frauen, die ursprünglich die Aufgabe hatten, die junge christliche Gemeinde wirtschaftlich zu leiten. Unter anderem waren sie dafür zuständig, dass Almosen und Hilfsgüter gerecht verteilt wurden. Jetzt aber bekommen sie die Gemeindeleitung übertragen.
Sie sind es, die der Apostel im letzten Kapitel seines Briefes besonders in den Blick nimmt.“Die Ältesten unter euch ermahne ich, weidet die Herde Gottes, die euch anbefohlen ist!“. Er stellt sie also in den Dienst, den der Auferstandene dem Petrus überträgt, als er zu ihm sagt: „Weide meine Lämmer!“ Im Geist des Petrus verpflichtet er sie zum Hirtendienst. Und er sagt eben nicht: Macht euch keine Sorgen, sondern alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch. Mit dem Wissen um die Verfolgung, der die Christen ausgesetzt waren, klinge n diese
Worte noch einmal anders. Da war die römische Geheimpolizei, die illegale Christengemeinden aufspürte. Da waren übereifrige römische Statthalter, die sich beim Kaiser verdient und beliebt machen wollten. Der Apostel schreibt: dem widersteht im Glauben.
Wir können uns Gottes Hand überlassen. Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.
Werfen, das hat nichts mit dem vorsichtigen hinlegen zu tun, mit dem man vielleicht Eier in den Kühlschrank räumt. Werfen heißt auch nicht, abstellen wie eine schwere Tasche, die ich dann wieder aufhebe. Nein, es steht da: werfen. Und das ist ein Kraftakt. Ich trenne mich bewusst von den Sorgen und sehe zu, dass sie außer Reichweite gelangen. Und ich vertraue darauf, dass Gott für mich sorgt. Dieses Wortspiel ist gerade in der deutschen Sprache sehr eindrücklich. Unsere zermürbenden Sorgen wegwerfen dürfen wir und zugleich auf die göttliche Fürsorge
vertrauen.
Freilich werden wir nicht schlagartig im Schlaraffenland leben. Manchmal ändern sich unsere Probleme nur ganz allmählich, und es ist immer wieder ein Kampf, die Sorgen immer wieder aufs Neue Gott hinzuwerfen. Wenn im Mittelpunkt unseres Glaubens der demütige Gott steht, Jesus Christus, dann können wir voller Demut alle unsere Sorgen auf ihn werfen, in dem Vertrauen, dass er uns aufrichtet und stärkt und gründet und für uns sorgt.
Er wird es gut machen, so, wie wir das selbst nicht können. Dieses Vertrauen ist die Grundlage für alles tun und lassen.
Und wenn es uns gelungen ist, die Sorgen abzuwerfen, auf ihn zu werfen, dann können wir im aufrechten Gang weitergehen und den Blick heben, um anzupacken, was zu tun ist.
Amen.

Gebet
Guter Gott,in das Mosaik meines Lebens hast du Steine gefügt, rote und blaue, grüne und gelbe, runde und eckige, kleine und große.
Du hast Erinnerungen in mich gelegt und dich eingebaut in meine Zeit.
Mit dir bin ich geworden, was ich bin.
Deine Spuren bleiben und leuchten in mir.

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.

Segen
Du bist gesegnet in diesem Moment. Atemzug für Atemzug.
Du bist gesegnet in deiner Freude. Lächeln für Lächeln.
Du bist gesegnet in deinem Weinen. Klage für Klage.
Du bist gesegnet in deinem Trösten.
Du bist gesegnet in deinem Loslassen. Schmerz für Schmerz.
Du bist gesegnet in deinem Tun. Schritt für Schritt.
Du bist gesegnet in deinem Sein. Augenblick für Augenblick.
So segne dich unser guter Gott.

Herzliche Grüße
Katrin Hutzschenreuter

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