10.06.2023
von Superintendentin Hiltrud Anacker
Gott ist Liebe. Und wer in der Liebe lebt, ist mit Gott verbunden, und Gott ist mitihmverbunden. (1. Johannes 4,16)
Liebe Leser und Leserinnen!
Was ist der Wert eines Menschen?
Vor Jahren las ich verschiedene Antworten. Der Chemiker beurteilt den erwachsenen Menschen nach seiner chemischen Zusammensetzung. Der Mensch besteht aus folgenden Bestandteilen: 68 Prozent Wasser, 20 Prozent Kohlenstoff, 6 Prozent Sauerstoff, 2 Prozent Stickstoff und 4 Prozent Aschebestandteile. Daraus ergibt sich ein Wert von ca.10 € pro Mensch. Ist der Mensch nur 10 Euro Wert? Mediziner haben widersprochen: Der Wert des Insulins und der Hormone haben zusammengerechnet einen Wert von mehreren Millionen. Der Ökonom betrachtet den Menschen aus einer noch anderen Perspektive. In den Atomen des menschlichen Körpers sind mehrere Millionen Kilowattstunden Energie gespeichert. Könnte man diese verkaufen, wäre diese Energie ein paar Millionen Euro wert. Versicherungen berechnen den Wert des Menschen nach Verdienstmöglichkeiten und Lebenserwerbszeit (abzüglich Ausbildungsaufwendungen). Die unterschiedlichen Bewertungen ergeben sich aus den unterschiedlichen Sichtweisen. Wie beurteilt unsere Gesellschaft den Wert eines Menschen? Hier geht es oft um Perfektion und Norm. Die sehr nüchternen Kriterien stören mich. Ob nun 10 Euro oder Millionen, kann man den Wert eines Menschen mit Geld aufwiegen?
Was bestimmt denn nun meinen Wert? Was bestimmt Deinen Wert? Was bist Du mir wert? Was bin ich mir wert? Ist bei dieser Frage entscheidend was ich bin, was ich kann, was ich habe? Oder kann ich mich darauf verlassen, dass es jemanden gibt, der mich so nimmt wie ich bin, der mich so liebt wie ich bin?
Menschen machen mich wertvoll, wie ich ihnen wertvoll bin. Die Liebe macht Menschen unermesslich wertvoll.
In diesen Tagen finden in vielen Kirchen Gottesdienste zur Jubelkonfirmation statt. Vor 25, 50, 60 oder noch mehr Jahren sprachen junge Menschen ihr „Ja“ zu Gott. Etliche Jahre zuvor hatten ihre Eltern sie taufen lassen. Mit der Taufe spricht Gott: „Du bist mir wertvoll!“ Diesen Gott charakterisiert der 1. Brief des Johannes – so genannt, weil es noch zwei andere Briefe der gleichen Art zu schreiben gibt - charakterisiert Gott mit „Liebe“. Am Ende des 1. nachchristlichen Jahrhunderts wehrt sich der Briefschreiber gegen eine Theologie, die sich nicht vorstellen konnte, das Gott Mensch wurde. Gott könne nur eine Natur haben, die Göttliche. Der Autor, der später mit dem Namen „Johannes“ identifiziert wird verteidigt glühend seinen Glauben: Darin zeigt sich die vollkommene Liebe Gottes, dass Gott selbst Mn wurde, dass er sich darauf einließ – auf ein wirklich menschliches Leben mit Freude und Leid. Gerade im Letzteren zeigt sich Gottes Liebe, weil Jesus sich um die Erlösung der Menschen kümmerte. Das ist der Mensch Gott wert. Was soll man dazu sagen?
„Gott ist Liebe, und wer in dieser Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ So übersetzt Martin Luther die Bibelstelle aus dem 1. Johannesbrief. Das heißt: Gott macht den Menschen wertvoll. Was „mich“ ausmacht, bin ich durch Gott gleichgültig, was ich von mir halte. Gott macht den Menschen, macht mich unbezahlbar.
Amen.
Gebet
Ewiger Gott, du schenkst der Welt deine Liebe.
Du wirkst in den Menschen, die liegen.
Komm mit deiner Liebe.
Wir bitten dich, du Gott des Lebens,
wandle diese Welt durch deine Liebe.
Wir bitten um Liee, wo Gewalt herrscht.
Sieh, wie Fluten ganze Landschaften zerstören,
wie sie Arbeit und Brot vernichten.
Sieh, wie Kriege Mensch und Tier in den Tod reißen
und den Kindern die Zukunft rauben.
Komm mit deiner Liebe.
Wir bitten dich, du Gott des Lebens,
wandle diese Welt durch deine Liebe.
Wir bitten um Liebe, wo Streit herrscht.
Sieh, wo Versöhnung als Schwäche gilt,
wo Verachtung den Zusammenhalt zerstört,
wo Respekt verweigert wird und sich die Herzen verhärten.
Wir bitten dich, du Gott des Lebens,
wandle diese Welt durch deine Liebe.
Wir bitten um Liebe, wo sich Menschen nach Trost und Heilung sehnen.
Sieh die Trauernden und die, die ihnen beistehen;
die Kranken und Schwachen und die, die ihnen helfen;
die Ratlosen und Verzweifelten und die, die sie aufleben lassen.
Wir bitten dich, du Gott des Lebens,
wandle diese Welt durch deine Liebe.
Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.
Segen
Der Segen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes sei mit dir.
Amen.
Herzlich grüßt Sie
Hiltrud Anacker, Superintendentin
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