Andacht zu Christi Himmelfahrt, 18. Mai 2023

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Andacht zu Christi Himmelfahrt, 18. Mai 2023

17.05.2023

von Prof. Dr. Karl-Hermann Kandler

Bibeltext:
Jesus öffnete ihnen „das Verständnis, so dass sie die Schrift verstanden und sprach zu ihnen: ` So steht ge-schrieben, dass Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage; und dass gepredigt wird in seinem Namen Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Fangt an in Jerusalem, und seid dafür Zeugen. Und siehe, ich will auf euch herabsenden, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr ausgerüstet werdet mit Kraft aus der Höhe.‘“
Er führte sie aber hinaus bis nach Bethanien und hob die Hände auf und segnete sie. Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel. Sie aber beteten ihn an und kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude und waren allezeit im Tempel und priesen Gott. Luk. 24, 45-53

Liebe Schwestern und Brüder!
Das ist Himmelfahrt: Jesus ist der Herr! Ja, ihm „ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ Das sah vor wenigen Wochen ganz anders aus. Da war er zum Tode verurteilt und ans Kreuz genagelt worden – wie ein Verbrecher, als der Allerverachtetste und Allerletzte, der nach einem Herrn ausgesehen hätte. Wenn auch davon kaum die Rede ist, wie das geschah, sondern nur von der Tatsache, dass er „aufgenommen wurde in den Himmel“, so ist das doch das Entscheidende. Er ist bei Gott, dem himmlischen Vater. Das ist sein Platz, der gebührt nur ihm. Dahin kam er nur, weil er den Willen Gottes erfüllt hat. Er musste leiden und sterben, aber eben auch das gehörte zu dem, was sein musste: Er ist auferstanden. Gott hat ihn nicht im Tode gelassen. So wie er sterben musste um unserer Sünden willen, damit Gott sie uns vergeben konn-te, so hat er ihn auferweckt, um seinen Heilsplan zu beglaubigen - alles für uns!
Jesus sagte nicht nur seine Kreuzigung und Auferstehung voraus, er sagt nun auch voraus, warum das ge-schehen ist: Die Jünger sollen als seine Apostel, als seine Boten das Evangelium überall in der Welt verkün-digen, denn das Jesus-Geschehen gilt allen Menschen. “Fangt in Jerusalem an“, wenn ich auf euch herabge-sandt habe, was mein Vater versprochen hat!“ Wenige Tage nur noch, dann ist es so weit. Pfingsten wird angekündigt. Wieder zeigt sich, was Gott mit seinem Sohn vorhatte. Gott will, dass alle Menschen das Evangelium erfahren, die frohe Botschaft, dass sie alle gemeint sind. Dieser Wille Gottes, das göttliche Muss, stand über dem ganzen irdischen Lebensweg Jesu.
Ganz klein fängt der Heilsweg Gottes mit seinen Menschen an: „Fangt an in Jerusalem!“ Der Weg der Kirche fängt ganz klein an, aber er wird sich ausweiten durch den Dienst seiner Apostel. Er gibt ihnen den Auftrag zur Mission und segnet sie dazu. Die Apostelgeschichte und die Briefe der Apostel im Neuen Testament zeigen uns noch heute, wie dieser Auftrag erfüllt wurde. Es war kein Siegeszug, kein Triumphzug durch alle Länder. Es war ein schwieriger Weg. Die Apostel wurden ausgelacht, wurden verfolgt, ja auch hingerichtet wie ihr Herr.
Aber gerade auch das wirkte letztlich überzeugend. Seit den Anfängen der Kirche, der Christenheit, steht der Weg der Kirche unter dem Segen des erhöhten Herrn. Er ist nicht fern, nicht irgendwo in einem Wol-kenkuckucksheim, sondern von Anfang an ist er als der Herr bei seinen Christen. Wie auch ihm, so ist auch denen, die nun an ihn glauben, oft ein schwerer Weg vorhergezeichnet. Da ist nichts schiefgegangen im Verlauf der Kirchengeschichte, auch wenn es manchmal so aussah. Wie schwer ist der Weg der Kirche durch die Zeiten, durch die Jahrhunderte - auch heute. Wir sehen bei uns heute, wie viele sich von Jesus und seiner Kirche abwenden – bis hinein in unsere Familien. Glied der Kirche zu sein, wird vielen zu teuer.
Es geht doch auch ohne, wir können uns die Kirchensteuer sparen, gerade jetzt, wo alles so teuer wird. Der Urlaub im Sommer ist uns wichtiger. Und was sagt der Herr der Kirche dazu? Schweigt er nicht und lässt den Auszug aus der Kirche zu? Doch irren wir uns nicht! Zwar hat die Zahl der Christen bei uns und im letzt-lich doch so reichen Europa rapide abgenommen. Wir erhofften uns während der Friedlichen Revolution 1989/90, dass die Leute das, was damals geschah, als ein Werk Gottes, als ein Wunder verstehen würden. Aber nein, das kostet uns ja etwas. Nein, das ist uns zu teuer. Aber in anderen Gebieten der Erde geschieht es eben auch heute, dass die Zahl der Christen zunimmt. Ein Beispiel: Vor etwa 70 Jahren gab es in Äthiopi-en eine kleine evangelisch-lutherische Kirche von noch nicht einmal 20 000 Gliedern. Heute sind es über 9 Millionen! Die äthiopische lutherische Kirche ist heute die zahlenmäßig größte der Welt! So ist es auch an-derswo. In China gab es vor hundert Jahren nur wenige Christen, heute sind es etliche Millionen. Zwar wer-den sie immer wieder benachteiligt und verfolgt, aber im Geheimen wächst da die Christenheit. Es bestätigt sich weltweit die Erfahrung der ersten Christen: Das Blut der Christen ist der Same der Kirche!
Aber es geht letztlich nicht um Zahlen, es geht um den Glauben. Wir können niemanden ins Herz sehen, um zu erkennen, wie es bei ihm um den Glauben steht, es ist auch nicht unsere Aufgabe, das zu erforschen. Unser Auftrag ist es, wie alt und gebrechlich wir auch sein mögen, uns zu Jesus Christus als dem Herrn zu bekennen und von ihm Zeugnis abzulegen. Zwar ist es Gottes Sache, sein Werk in der Welt zu treiben, aber wir sind aufgerufen, dabei seine Mitarbeiter zu sein.
Und diese Mitarbeit steht von Anfang an unter dem Segen Gottes. Sie kann nicht darin bestehen, mit aller-lei Tricks und Mätzchen auf Menschenfang zu gehen, Pläne zu schmieden, Sitzungen abzuhalten, sondern sie besteht darin, mit der Kraft aus der Höhe, dem Heiligen -Geist, der uns in der Taufe gegeben worden ist, loszugehen und Zeugnis abzulegen, das Evangelium zu verkündigen – auch im Kleinen, in der Familie, im Freundeskreis oder der Mitarbeiterschaft. Der Herr ist dabei, sein Segen dazu gibt er uns. Amen.

Gebet
Wir beten:
Herr, unser Gott, wir danken Dir, dass Du bei uns bleibst bis an unser Ende und darüber hinaus in der Ewig-keit. Lass dies unseren Trost bleiben, wenn es im Leben einmal schwer wird und wir durch ein tiefes, dunk-les Tal gehen müssen.
Wir befehlen uns Dir an und all unsere Lieben. Lass auch sie wissen, dass Du ihr Herr bist. Lass sie Dir treu bleiben sich zu Dir bekennen und behüte sie.
Wir bitten Dich für Deine Kirche, Deine Herde. Leite sie auf Deinen Wegen. Lass uns Deine Zeugen sein und uns zu Dir bekennen. Lass Deine Kirche vielen zur Heimat werden.
Wir bitten Dich für unser Volk, dass alle sich zu Dir halten. Lass uns in Verantwortung vor Dir regiert wer-den. Gib Frieden in aller Welt, besonders in der Ukraine, wehre all dem Bösen, was dort geschieht.

Gemeinsam beten wir:
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Him-mel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.

Es wünscht Ihnen einen gesegneten Feiertag
Prof. Dr. Karl-Hermann Kandler

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