Andacht zum 2. Sonntag nach Trinitatis, 29. Juni 2025

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Predigtarchiv

Andacht zum 2. Sonntag nach Trinitatis, 29. Juni 2025

28.06.2025

von Hartwig Schult (Prädikant) zum Predigttext des Sonntags: Jesaja 55,1-5

Liebe Leser und Leserinnen!
Ich bin begeistert. „Kauft ohne Geld“, heißt es im Predigttext des Sonntags. Aber, ohne Geld einkaufen, das geht doch nicht. Wenn ich einkaufen gehe und ich merke, dass ich mein Portemonnaie vergessen habe, dann muss ich doch zuerst wieder nach Hause gehen und Geld holen. Ich nehme mal an, dass es damals noch keine Geldautomaten und Bankkarten gab.
Weiter heißt es: „Kauft umsonst ein.“ Das Wort „umsonst“ hat ja zwei Bedeutungen. Erstens: Kostenlos! Zweitens: Vergeblich! Das hätte ich mir sparen können! Ersteres ist hier gemeint. Ich stelle mir vor: Ich gehe in den Einkaufsmarkt; packe in meinen Einkaufswagen, was ich brauche und gehe dann einfach an der Kasse vorbei. Ich grüße die Kassiererin freundlich, man ist ja ein höflicher Mensch und verschwinde einfach. Sie werden mit recht sagen: „So geht´s nicht!“ Irgendwo muss die Sache doch einen Haken haben. Man kann sich doch nicht einfach was nehmen und nicht bezahlen? Das kann sich auch kein Supermarktinhaber leisten, seine Ware nicht auszupreisen und einfach zu verschenken. Da geht ja jedes Geschäft bankrott.
Haben sie schon mal etwas umsonst bekommen?
Eine Frau aus Karlsruhe erzählt: Vor ein paar Tagen fuhr ich mit der Straßenbahn von einer Beerdigung nach Hause. Auf halber Strecke stieg eine junge Frau zu und setze sich mir mit einem freundlichen HALLO gegenüber. Schon das ist bei uns in Karlsruhe
etwas Besonders. Sie legte ihre Tasche und ein frisch geschnittenes Brot neben sich auf den Sitz und begann in einem Buch zu lesen. Kurz darauf öffnete sie den Brotbeutel und holte sich eine Scheibe Brot heraus, schaute mich kurz an und bot mir auch eine Scheibe an. Dankend lehnte ich ab. Sie biss mit großem Appetit in ihr Brot, überlegte kurz und fragte mich dann: „Haben sie heute schon etwas zu Mittag gegessen?“ Nachdem ich verneinte, griff sie nochmals in den Beutel und reichte mir eine Scheibe mit den Worten: „Dann nehmen sie wenigstens das.“ Jetzt nahm ich das Brot an und aß mit Freude die Scheibe Brot in der Straßenbahn.
Hinterher (sagte die Erzählerin) habe ich überlegt, was die junge Frau dazu bewogen hat, mir ein Stück abzugeben? Ich sehe weder aus wie vom Fleisch gefallen, noch habe ich besonders hungrig geschaut. Jedenfalls habe ich so bewusst und voller Freude schon lange nicht mehr in ein Stück Brot gebissen. Wenn ich an dieses Ereignis denke, kommt eine tiefe Dankbarkeit in mir auf.
Im Predigttext bietet Gott durch den Propheten Jesaja den Menschen auch etwas an. Propheten sind bekannt dafür, dass sie auch mal ungewöhnliche Mittel einsetzen, um ihre Botschaft den Menschen nahezubringen. Jesaja ahmt hier einen Marktschreier nach. Zuerst geht es darum: Kommt her! Wir sollen kommen, zu ihm kommen! Es gibt andere Marktstände, aber da muss man zum Teil kräftig löhnen. Die anderen machen auch Werbung, aber ihre Angebote halten das nicht ein, was sie in der Werbung versprechen. Gott dagegen bietet etwas an, was wirklich hält, was es verspricht. Und Gott bietet es kostenlos an. Auch diejenigen, die kein Geld haben, sollen kommen. Das Angebot gilt also allen, auch den Ärmsten der Armen. Niemand ist ausgeschlossen. Umsonst? Kann Gott sich das leisten? Ja, er kann es sich leisten und er will es sich leisten. Und er hat alles immer vorrätig.
Was er anbietet, daran soll sich unsere Seele laben. Wasser, Milch und Wein müssen hier auch im übertragenen Sinne verstanden werden. Wasser ist lebensnotwendig. Gerade da, wo es heiß ist und wo Dürre herrscht, da braucht es Wasser, so auch im Leben. Milch ist ein Bild für geistliche Nahrung, dem Wort Gottes, dass das neue Leben zum Wachsen braucht – eben wie bei einem neugeborenen Kind. Wein ist in der Bibel ein Bild für Freude, für Genuss und gelegentlich auch für die Förderung der
Gesundheit. Das zu bekommen, kostet weiter nichts als die Bereitschaft zu kommen. Und dann: Nehmen sie´s einfach! Es kostet ja nichts! Wenn nicht gleich alles, dann: „Nehmen sie wenigstens das?“ – wie die Frau in der Straßenbahn sagte. Ich wünsche ihnen dann auch so eine Freude und Dankbarkeit, wie es die andere Frau in der Geschichte beschrieben hat. Hier half: Noch einmal gut zureden! In einem Schlager von Peter Alexander heißt es: „Komm und bedien dich bei mir…“ Das könnte Gott hier auch so gesagt haben. Ein Gratisangebot Gottes! Ein unschlagbares Angebot! Wer könnte da widerstehen?
Amen.

Gebet
Lieber Gott. Danke für dein Angebot. Es ist ein Zeichen deiner Güte gegenüber uns. Wir müssen nichts dafür bezahlen, weil alles schon bezahlt ist. Wir bitten dich: Mach unsere Ohren wach, dass wir deinen Lockruf hören. Mach unsere Augen und Herzen wach, dass wir dein Angebot erkennen und in Gebrauch nehmen. Danke, dass wir mit allen Sinnen dein Angebot wahrnehmen können. Danke, dass wir sehen und schmecken dürfen, wie freundlich du bist. Wir bitten dich für die Menschen, die davon noch nichts wissen oder bisher an deinem „Markstand“ vorbei gegangen sind. Lass auch sie in den Genuss deines Angebotes kommen. Schenke uns selbst einen wachen Blick, offene Herzen, den Mut und die richtige Art und Weise, sie auf dich und dein Angebot hinzuweisen. Danke, dass wir dich kennen und dass du uns kennst. Hab Dank, lieber Gott für deine Güte!

Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. 
Amen.

Segen
In der Andacht wurden wir ermutigt: „Kommt her!“ Im Segen wird uns ein gutes Wort mit auf den Weg gegeben, wenn wir wieder in unseren Alltag gehen:
Geht mit der Einsicht, dass Jesus euch bei eurem Namen gerufen hat und ihr zu ihm gehört.
Geht mit der Absicht, ihm euren Dank zu sagen mit Worten und Taten, mit Händen und Füßen.
Geht mit der Aussicht, dass Jesus bei euch ist alle Tage bis an das Ende der Welt.
Es segne und begleite euch der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.

Herzlich grüßt Sie
Hartwig Schult, Prädikant

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