Andacht zum 17. Sonntag nach Trinitatis, 22. September 2024

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Predigtarchiv

Andacht zum 17. Sonntag nach Trinitatis, 22. September 2024

21.09.2024

von Superintendentin Hiltrud Anacker

Liebe Leser und Leserinnen!

Ich erinnere mich, dass in meiner Kindheit und Jugendzeit manche junge Leute sich die Haare grün färbten. Das fand meine Mutter nicht schön und sagte das auch. "Was hat der denn an?" fragen manche auch heute, oder "Wie sieht die denn aus?" Solche Ausrufe sind oft eine Frage des Geschmacks oder der Mode. Ein Glück, dass ich grüne Haare nicht mochte. Sonst hätte ich bestimmt mit meiner Mutter diskutieren müssen.
Heute stören sich nicht mehr viele über außergewöhnliche Haarfarben oder Frisuren. Aber über anderes kann man sich richtig aufregen. "Der passt nicht hierher!" "Was die so sagt, das ist ja unmöglich!" Über manches lässt sich diskutieren. Wenn es aber darum geht, Menschen auszugrenzen, weil sie eine andere Hautfarbe haben, man ihnen ansieht, dass sie mit einer Behinderung leben, sie unterdrückt, weil sie schwächer sind, wenn man andere niederschreit, dann möchte ich rufen: "Halt, so nicht!" Es könnte so schön sein, wenn wir aufmerksamer miteinander umgingen. Aber wir teilen gern ein in die, die "richtig" sind, und die, die "falsch" sind.
Das ging den Menschen schon immer so, wie wir in der Bibel lesen können. Der Apostel Paulus schreibt einen Brief an die Christen in der römischen Provinz Galatien in Kleinasien - heute gehört die Gegend zur Türkei. Er hatte dort etliche christliche Gemeinden gegründet. Andere waren auch dorthin gekommen und hatten vom christlichen Glauben erzählt, aber ganz anders. Wie ist es denn nun richtig? Wer glaubt richtig? Wer macht es richtig? Wir Menschen sind so verschieden und (ver-)urteilen schnell. In so eine Situation hinein schreibt Paulus:

26Ihr seid alle Kinder Gottes, weil ihr durch den Glauben mit Christus Jesus verbunden seid. 27Denn ihr alle habt in der Taufe Christus angezogen. Und durch sie gehört ihr nun zu ihm. 28Es spielt keine Rolle mehr, ob ihr Juden seid oder Griechen, Sklaven oder freie Menschen, Männer oder Frauen. Denn durch eure Verbin-dung mit Christus Jesus seid ihr alle wie ein Mensch geworden. 29Wenn ihr aber zu Christus gehört, dann seid ihr Abrahams Nachkommen. Damit bekommt ihr auch das Erbe, das Gott ihm versprochen hat. (Galater 3, 26 - 29)

Paulus positioniert sich schon in seinem Brief. Er erläutert, was er für richtig und für falsch hält. Er ist traurig darüber, dass die Galater auf die anderen Prediger gehört haben, die eine deutlich engere Glaubenssicht verkündigt haben: Regeln, die mit der Ansicht, das Gott zu einem befreiten Leben führen will, nur begrenzt etwas zu tun hatten. Aber er sieht alle Getauften als "Kinder Gottes". In der christlichen Gemeinde soll eine Grundannahme gelten: Vor Gott sind alle gleich. Und dann schreibt er davon, "Christus in der Taufe anzuziehen". Er spielt auf etwas an, das z. T. bis heute zu einer Tradition geworden ist: Zur Taufe ziehen Eltern ihren Kindern ein Taufkleid an. Manche Taufkleider werden von Generation zu Generation weiter vererbt. Früher, als Paulus von Gemeinde zu Gemeinde reiste und auch seine Briefe schrieb, hat man das Taufkleid nach der Taufhandlung angezogen. Das sollte zeigen: "Gott hat mich zu einem neuen Menschen gemacht." Im Taufkleid konnte man auch nicht mehr erkennen, ob jemand reich oder arm war, ob er oder sie zu den Griechen oder Juden oder Römern gehörte. Damals, als Paulus seinen Brief schrieb, galten Frauen deutlich weniger als Männer. Vor Gott sind sie doch aber gleich viel wert. Das zeigt das Taufkleid auch. "Abrahams Nachkommen" zu sein, bedeutet: "Du gehörst zur Familie Gottes vollumfänglich." Das ist ein schöner Traum: Kein Hass, keine Benachteiligung, Rücksichtnahme, gegenseitige Hilfe, … Auch christliche Gemeinden kommen an diesen Traum nicht heran, wie die Christen in Galatien und heute zeigen. Aber es ist wichtig, diesen Traum immer wieder zu träumen, sich daran zu erinnern, dass wir vor Gott alle gleich viel wert sind, auch wenn wir nicht in allem einer Meinung sind, selbst wenn wir nicht fehlerfrei sind. Diese Erinnerung kann bewirken, dass es unter uns ein bisschen besser wird - Gott zu liebe und mit Gottes Kraft ausgerüstet. Und wenn sich darum viele in unserer Welt bemühen, kann sogar die Welt hier und dort ein bisschen besser werden. Ich will nicht aufhören davon zu träumen. "So soll es doch unter euch sein," schreibt Paulus an die Christen in Galatien - und über die Bibel auch an uns heute.

Gebet
Treuer Gott, weil Du uns treu bist, können wir treu sein. Wir bitten Dich, dass Du unser Vertrauen stärkst, auch wenn alles dagegen zu sprechen scheint.
Treuer Gott, wir bitten Dich für Menschen, die ihr Vertrauen zueinander verloren haben. Zeige Wege für Eltern und Kinder, für Freunde und für Ehepaare, die einander nicht mehr vertrauen können.
Treuer Gott, weil Du uns treu bist, können wir treu sein. Wir bitten Dich für Deine Kirche und für uns. Stärke unseren Glauben und unser Vertrauen, dass Du Deine Geschichte mit uns schreibst. Bleibe bei uns und geh mit uns durch die Zeit. Gib uns Menschen, die uns zu Vorbildern werden können.

Gemeinsam beten wir:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen.

Segen
Es segne und behüte dich der barmherzige Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Amen.

Herzlich grüßt Sie
Hiltrud Anacker, Superintendentin

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