30.08.2025
von Dr. Gunnar Wiegand, Pfarrer des Freiberger Doms
Liebe Leser und Leserinnen!
„Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade“ (1. Petrus 5,5b) – lautet der Spruch für diese Woche.
Was für ein Kontrast: Widerstand und Gnade. Stolz und Demut. Dieser Vers ist wie ein Spiegel, der fragt: Wo stehst du? Nicht vor den Menschen – sondern vor Gott.
Hochmut ist mehr als nur ein übersteigertes Selbstbewusstsein. Es ist die Haltung, sich selbst zum Maßstab zu machen. Hochmütige Menschen glauben, sie hätten alles im Griff, bräuchten niemanden – nicht einmal Gott. Doch wer sich über andere erhebt, stellt sich gegen die Gemeinschaft, gegen das Leben in Liebe und gegen Gottes Ordnung.
Demut hingegen ist keine Schwäche. Sie ist Stärke im Gewand der Bescheidenheit. Der Demütige weiß: Ich bin nicht der Mittelpunkt der Welt. Ich bin Teil von etwas Größerem. Ich bin abhängig – von Gottes Gnade, von der Liebe anderer, von der Wahrheit, die ich nicht selbst erfinden kann.
Jesus selbst ist das größte Beispiel für Demut. Er, der Sohn Gottes, wäscht seinen Jüngern die Füße. Er verzichtet auf Machtgesten und lebt Hingabe. Und gerade darin liegt seine Größe.
Meine Wahrnehmung ist: Demut, Bescheidenheit haben es sehr schwer in dieser Welt. Belohnt werden Lautstärke, Selbstvermarktung, Durchsetzungsfähigkeit und Machtstreben. Aber Gott sieht anders. Er sieht das Herz. Und er schenkt Gnade – nicht denen, die sich selbst erhöhen, sondern denen, die sich ihm anvertrauen.
Dabei bedeutet Demut aber nicht, sich klein zu machen. Es bedeutet, sich richtig einzuordnen: als geliebtes Geschöpf Gottes, das weiß, dass alles Gute ein Geschenk ist.
Amen.
Gebet
Herr, unser Gott,
du kennst unser Herz.
Bewahre uns vor Hochmut, der trennt und verletzt.
Schenke uns Demut, die verbindet und heilt.
Lass uns erkennen, dass deine Gnade größer ist als unser Stolz.
Lehre uns, auf dich zu vertrauen – nicht auf unsere eigene Stärke.
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.
Segen
Der Herr segne dich mit einem demütigen Herzen,
das empfängt, was es nicht verdienen kann.
Er bewahre dich vor Stolz, der trennt,
und erfülle dich mit Gnade, die heilt.
Er schenke dir die Kraft, dich selbst nicht zu erhöhen,
sondern anderen mit Liebe zu begegnen.
Und er gehe mit dir –
als dein Halt in der Schwachheit,
als dein Licht in der Dunkelheit,
als dein Frieden in der Unruhe.
So segne dich der dreieinige Gott:
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
Herzlich grüßt Sie
Dr. Gunnar Wiegand, Pfarrer des Freiberger Doms
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