23.08.2025
von Prädikant Prof. Dr. Klaus Husemann (Petri-Johannis-Gemeinde in Freiberg)
Über die Rücksichtnahme
Liebe Leserinnen und Leser,
Rücksicht nehmen: Ich denke mir, das wollen wir eigentlich alle – egal ob wir jung oder schon älter sind, gesund oder krank, im Leben bisher mehr oder weniger Glück hatten. Ja sogar, ob wir reich oder arm sind.
Wir haben es alle schon erlebt, welcher Segen über einer Rücksichtnahme liegt für den, der Rücksicht nimmt, und für den, der Rücksichtnahme erfährt. Dabei kann unsere Rücksichtnahme ganz spontan sein und zunehmen, je mehr Hilfe gebraucht wird. Ob und wie wir Rücksicht nehmen oder keine Rücksicht nehmen, ist von fundamentaler Bedeutung – für unser Zusammenleben, für unsere Einstellung zu uns selbst und für unseren Umgang zu allem, was uns umgibt.
Es gibt – auch von uns und durch uns - viele gute und schlechte Beispiele für eine Rücksichtnahme, die uns täglich begleiten, die unser Leben bestimmen oder zumindest bereichern oder ärmer machen. Viel deutlicher wird das, wenn jemanden das Thema Rücksichtnahme nicht interessiert, er oder sie das Gegenteil davon denkt, redet oder tut. Was ich damit meine, ist das rücksichtlose Denken, Reden und Handeln. Das kann schlimm sein oder werden, weil es auch unser Leben und das Leben anderer durch uns bestimmt und beeinflusst. Weil wir nun einmal so sind wie wir sind, gibt es viele Fragen, wenn es um das Rücksicht nehmen geht. Ich will dazu nur einige Beispiele nennen:
Wünsche ich mir, dass andere auf mich Rücksicht nehmen, obwohl ich selbst gegenüber anderen nur wenig Rücksicht nehme? Oder anders herum: Halte ich es aus, wenn andere auf mich keine oder nur wenig Rücksicht nehmen, obwohl ich rücksichtsvoll bin? Oder wenn sie beides überhaupt nicht merken und es ihnen auch vollkommen egal ist? Oder wenn mein Versuch zum Rücksichtnehmen nicht einmal wahrgenommen wird? Wenn letztendlich mein Bemühen als etwas Selbstverständliches angesehen wird – und das von jemanden, der dazu selbst nicht bereit ist?
Hier will ich uns Mut machen. Vor allem denen, die ihre Rücksichtnahme verbessern wollen. Das ist nicht leicht, aber es lohnt sich, denn Rücksichtnehmen zu können ist ein hohes Gut. Es ist sogar ein Schatz. Denn Rücksicht auf andere nehmen kann auch heißen: Ehrlich zueinander zu sein, einander annehmen zu wollen oder ganz einfach Miteinander (wieder) rücksichtsvoller umzugehen. Im Grunde genommen können wir das alles auch an vielen Stellen der Bibel lesen. Ich habe uns dazu einige wenige Beispiele ausgewählt:
Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat, zu Gottes Ehre (Römer 15,7) und
Lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken (Hebräer 10,24).
Und Jesus selbst sagt uns: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Es ist kein anderes Gebot größer als dieses (Markus 12,31) und Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist (Lukas 6, 36).
Es ist letztendlich auch Jesus, durch den wir beten und bitten dürfen: „Vater unser im Himmel, bitte vergib uns unsere Schuld, wie auch wir unsern Schuldigern vergeben. (Matthäus 6, 12).
Amen.
Gebet
Großer ewiger Gott,
gib mir die Kraft,
meine Mitmenschen mit mehr Verständnis
und Rücksicht zu behandeln.
Schenke mir
dafür ein offenes Herz und die Fähigkeit,
ihre Bedürfnisse und Gefühle zu erkennen.
Hilf mir,
geduldig und verständnisvoll zu sein,
auch wenn es mir schwerfällt.
Lehre mich,
meine Worte und Handlungen so zu wählen,
dass sie niemandem schaden oder wehtun.
Lass mich erkennen,
dass meine Rücksichtnahme letztendlich
nicht nur anderen, sondern auch mir hilft.
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.
Amen.
Herzlich grüßt Sie in Verbundenheit
Prof. Dr. Klaus Husemann, Prädikant in der Petri-Johannis-Gemeinde in Freiberg
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