Andacht zum 1. Sonntag nach Trinitatis, 22. Juni 2025

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Predigtarchiv

Andacht zum 1. Sonntag nach Trinitatis, 22. Juni 2025

21.06.2025

von Prof. Dr. Klaus Husemann, Prädikant in der Petri-Johannis-Gemeinde in Freiberg

Vom reichen Mann und vom armen Lazarus

19»Einst lebte ein reicher Mann. Er trug einen Purpurmantel und Kleider aus feinstem Leinen. Tag für Tag genoss er das Leben in vollen Zügen. 20Aber vor dem Tor seines Hauses lag ein armer Mann, der Lazarus hieß. Sein Körper war voller Geschwüre. 21Er wollte seinen Hunger mit den Resten vom Tisch des Reichen stillen. Aber es kamen nur die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. (Lukas 16, 19 – 21)

Liebe Leserinnen und Leser,

Arme und Reiche hat es schon immer gegeben, seit es den Menschen gibt. Das war auch zu Jesu Zeiten nicht anders und daran hat sich bis heute – also 2.000 Jahre später – nichts geändert.  Die Begriffe arm und reich sind nun ein weites Feld. Das geht damit los, dass einer beim Einkauf sehen muss, was gerade besonders günstig ist oder was er sich auch sonst leisten kann. Zum Beispiel etwas Besonderes zum Anziehen, eine Reise oder ein wenigstens kleines Auto. Arm sind vor allem die, die zwar hart arbeiten, aber mit ihrem Verdienst damit kaum über die Runden kommen. Ich finde es auch schlimm, wenn einer mit seiner Rente einen Platz in einem Alters – oder Pflegeheim nicht bezahlen kann und deshalb auf die Hilfe des Staates oder von Angehörigen angewiesen ist. Das tut weh und ist leider – auch für uns Alte - eine Schule der Demut.                                                        

Der große Dichter Johann Wolfgang von Goethe hat einmal ganz allgemein über die Armen geschrieben: „Arm am (Geld)beutel, krank am Herzen schleppt ich meine langen Tage“. Jesus sagt es im Gleichnis Vom armen Samariter noch viel deutlicher, was Armut in seiner Zeit bedeuten konnte:

Vor dem Tor des Hauses eines Reichen lag ein Armer, der hieß Lazarus. Sein ganzer Körper war mit Geschwüren bedeckt. Er wäre froh gewesen, wenn er seinen Hunger mit dem hätte stillen können, was vom Tisch des Reichen fiel; aber nur die Hunde kamen und leckten an seinen Wunden.

Schlimmer geht es nicht: Lazarus ist einsam und verlassen. Nur Hunde kommen zu ihm und lecken an seinen Wunden. Lazarus ist krank, ja sehr krank, denn überall am Körper hat er Geschwüre. Natürlich hat er Schmerzen und ist so schwach, dass er nur noch liegen kann. Und hungernd muss er zusehen, wie achtlos Essbares vom Tisch des Reichen auf den Boden fällt.

Und der Reiche, den der arme Lazarus sieht? Da Lazarus ihn beim Essen gesehen hat, muss ihn auch der reiche Mann gesehen haben. Und da Lazarus am Tor des Reichen gelegen hat, musste der Reiche um ihn herum gehen. Der Reiche musste sogar aufpassen, dass er nicht über den Körper von Lazarus gestolpert ist. Jesus sagt über ihn im Gleichnis: Es war einst ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und feinstes Leinen und lebte Tag für Tag herrlich und in Freuden.

Tag für Tag herrlich und in Freuden leben: Das kann ich mir gut vorstellen. Ich gehöre sogar zu den Glücklichen, die das selbst erlebt haben – mit meiner lieben und inzwischen leider verstorbenen Frau, unserer Familie, mit den vielen Menschen, die mein Leben begleiten oder begleitet haben. Und dazu ein Berufsleben, in dem ich mich gebraucht gefühlt habe. Natürlich sind im Alltag nicht alle Blütenträume gereift und die Liste meiner Sünden ist auch lang. Aber was im Alltag so alles vorkommt, kennen sie ja selbst.

Beim reichen Mann im Gleichnis ist nun Reichtum etwas anderes. Hier ist viel Geld da, was täglich verprasst wird. Zum Beispiel Überfluss beim Essen und sich so kleiden, dass jeder sehen soll, wie reich er ist. Aber Achtung! Auch wenn es oft anders dargestellt wird: Jesus geht es im Gleichnis nicht um das Reich-sein, sondern wie der reiche Mann mit seinem Reichtum und dem armen Lazarus umgeht. Der reiche Mann kennt nur sich selbst, sein Leben in Luxus, sein eigenes  Wohlergehen.

Und obwohl der arme Lazarus direkt vor seiner Tür liegt: Seine Not ist dem Reichen vollkommen gleichgültig. Er übersieht den gequälten, schwerkranken und dem Tod geweihten Lazarus einfach, so  als ob es Lazarus gar nicht gäbe. Das ist nicht nur Egoismus oder Gleichgültigkeit. Das ist unbarmherzig!

Aber wie ist das denn nun bei uns? Natürlich würde niemand von uns einen armen und kranken Menschen vor der Haustür einfach liegen lassen. Und trotzdem haben Jesu Worte im Gleichnis auch etwas mit uns zu tun. Denn die Frage, wie gehe ich mit anderen Menschen um, ist keine Frage von arm oder reich. Es geht darum, dass wir nicht einfach wegsehen, wo wir hinsehen sollen, wo unsere Zuwendung gebraucht wird. Diese Zuwendung zu Menschen gerade in unserer Nähe ist keine Sache des Geldes.

Hier  können wir helfen. Das beginnt damit, dass wir wahrnehmen, ob jemand Angst hat vor dem, was das Leben für ihn noch bereithält, Oder jemand,  der nicht mehr gesund ist oder sich einsam und verlassen fühlt. Schenken wir ihm etwas von unserer Zeit. Hören wir auf das, was ihn bewegt. Und vergessen wir nicht, dass auch Freundlichkeit und manchmal sogar ein Lächeln viel bewegen kann.

Wo wir natürlich auch nicht wegsehen dürfen, ist die große Not der Menschen in vielen Ländern der Welt. Tragen wir dazu bei, dass es weniger Leid in der Welt gibt. Hier ist zum Beispiel jede Spende von uns für „Brot für die Welt“ eine Hilfe, die dringend gebraucht wird. Amen

Gebet

Barmherziger Gott, du bist zu uns gekommen, hast uns Jesus gesandt,
damit wir verstehen, wer du bist und wie du zu uns bist.
Du zeigst uns einen Weg, den wir gehen können.
Du hältst uns bei deiner Hand, wir sind nicht allein.
Barmherziger Gott. Wir bitten dich für die Menschen,
die Not leiden, die Gewalt erleiden und Verfolgung ausgesetzt sind.
Hilf uns, dass wir andern helfen,
dass wir ihre Not sehen und nicht achtlos daran vorüber gehen.
Schenk uns ein Herz, das Mitleid empfindet.
Hilf uns, dass wir Erbarmen zeigen.
Hilf uns, dass wir dazu beitragen, dass es weniger Leid in der Welt gibt. 

Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Segen

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater,
der Sohn und der Heilige Geist. Amen

Herzlich grüßt Sie in Verbundenheit Prof. Dr. Klaus Husemann,
Prädikant in der Petri-Johannis-Gemeinde in Freiberg

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